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Landschaften

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Blick vom Dinsor Mountain, nördlich von Chumphon

So ein Tag beginnt schon mal mit kleinen Überraschungen. Einmal werde ich durch einen Stromausfall am Morgen wach. Der Hauptschalter des Bungalows fällt mangels Netzspannung geräuschvoll ab – keine Kühlung und kein fließendes Wasser mehr. Zähneputzen mit Trinkwasser aus dem Wasserkocher vom Vortag (gestern hatte ich Wasser für Kaffee gekocht), rasieren fällt im Moment aus und die eine Klospülung setze ich mit Bedacht ein. Gut wäre es, hier jetzt einen mit Wasser gefüllten Noteimer zu haben, wie sie in manchen Hotels in Malaysia auch tatsächlich im jeweiligen Bad gestanden hatten, aber den gibt es nicht.

Ein anderes Mal beginnt es nach dem Weckerklingeln zu regnen. Erst sacht, doch das Geräusch der auf den Boden vor der Hütte fallenden Wassertropfen schwillt langsam an, wird zu einem Rauschen und steigert sich auf dem Blechdach von einem Prasseln schnell zu einem Tosen.
Vorläufig komme ich hier nicht weg, nicht mal, um die ca. 300 Meter zum Haupthaus der Anlage zu gehen oder zu laufen, in der ich mich hier am Bang Boet Beach für eine Nacht einquartiert hatte. Da ich aber frühstücken will und irgendwann auch weiter fahren (der Regen muss ja auch wieder aufhören), gehe ich nach mehr als einer Stunde Wartens, in der ich immerhin Fotos sortieren und Post erledigen konnte, doch mit Regenschirm und dünner -jacke los. Inzwischen steht aber das Wasser in der Bungalowanlage stellenweise Knöchelhoch auf den eh schon höher liegenden, gefliesten Wegen. Es ist das erste Mal, dass meine ansonsten Wasser abweisenden Schuhe volllaufen. Die kann ich dann später noch ein Weilchen trocknen lassen. An diesem Morgen komme ich erst viel zu spät am Vormittag los. Es ist aber auch der erste Tag, an dem die Temperatur bei 24° C fest stehen bleibt. Dauerbewölkung, Nieselregen, Wind – zum Radfahren eigentlich nicht so schlecht.

Von Chumphon aus fahre ich zunächst nicht allzu weit, nur bis nach Saphli, das ich am Nachmittag noch als Ausgangspunkt für eine kurze Bergwanderung nutzen will, die Aussicht vom Dinsor Mountain ist dann später auch grandios. Es dauert nur erst ein Weilchen, bis ich auch ein Quartier gefunden habe, denn die ersten beiden Hotels/Motels, bei denen ich nach einem Zimmer fragen will, sind verschlossen. Ich finde aber etwas außerhalb des Ortes eine Anlage, in der immerhin schon zwei der recht großen Zahl an Hütten vermietet sind. Hier bekomme ich eine hölzerne Hütte im Thai-Stil für die Nacht.

Am nächsten Tag starte ich dann etwas früher, nachdem ich noch zwei Karten geschrieben habe. Durch den starken Wind vom Meer her habe ich in Nordrichtung auf der Straße ab und zu Rückenwind. Die Steigung bis zum Dinsor Mountain fährt sich doch etwas leichter als erwartet. Bei einem großen Obst-Verkaufsstand an der Straße (viele Ananas und Melonen) kaufe ich frische Bananen. Das Gelände bleibt für etwa 10 km weiterhin hügelig, bis zu einer Einmündung auf die Route 3201 in Richtung Strand. Nun geht es wieder flach weiter und ab hier ist der Seitenstreifen in beiden Richtungen auch als Radweg ausgewiesen. Also, so richtig mit runden, blauen Schildern und Fahrradsymbol auf dem Asphalt. Ist das vielleicht für Touristen gedacht? – Leider ist der so markierte Streifen gleich am Anfang zugeparkt.

Auf den kurzen Straßenabschnitten, die ich direkt in östlicher Richtung fahre, weht mir der Wind kräftig von der See her entgegen, doch ich drehe ja bald wieder in Richtung Norden und habe den Wind dann böig und quer zu meiner Fahrtrichtung und das macht sich zumindest nicht mehr ganz so negativ bemerkbar. Heute habe ich zwei Begegnungen: hinter einer langen Biegung, in der die Straße ihre Richtung um fast 270 Grad dreht und wo außerdem erst vor kurzem neu asphaltiert wurde, befindet sich ein Restaurant an einem schmalen Flusslauf, der ein Stückweit zur Straße parallel verläuft und dem Restaurant so nur wenig Raum lässt. Es ist deswegen langgezogen und schlecht zu überblicken, aber am Holzzaun zur Straße stehen vier Fahrräder mit Packtaschen, die mir sofort ins Auge fallen. Die dazu gehörenden Fahrerinnen und Fahrer sitzen im Schatten des Restaurants und löffeln Nudelsuppe, nette Leute aus Holland und Belgien. Ich bestelle mir einen frischen Ananas-Apfel-Saft und setze mich zu ihnen, wir unterhalten uns ein Weilchen in Deutsch, was mir auch mal ganz gut tut. Sie machen eine Radtour von Bangkok aus nach Chumphon (da war ich vor zwei Tagen) und wollen mit der Bahn wieder zurückfahren.
Das ist eine recht geschickte Idee, wenn man die Hauptwindrichtung betrachtet.

Eine Mittagspause mache ich erst etwas später und dabei die Erfahrung, dass die Köchin sich doch auch bei den Zutaten mal vergreifen kann. Die Portion „Stir fried seafood“ ist laut Karte nicht besonders groß (selten, dass es bei einem der vielen kleinen Straßenrestaurants überhaupt einmal eine Karte gibt), aber diese kleine Portion ist mit Ingwer, Chili und grünem Pfeffer hoffnungslos überwürzt. Ich habe ja Hunger, aber so schlecht wie hier hat es noch nie geschmeckt.

Eigentlich ist es jetzt richtig herrlich, so entlang des Strands zu radeln, tief im Südosten Asiens. Inzwischen bin ich von Singapur mehr als 2000 Kilometer entfernt und habe 10 Breitengrade überquert.
Diese Gegend ist insgesamt nur dünn besiedelt, größere Orte befinden sich meist weiter im Landesinneren entlang der Bahnlinie nach Bangkok, aber selten direkt an der Küste.
Bei einer kurzen Pause im Schatten am Strand rollen zwei weitere Radfahrer mit Packtaschen beladen oben auf der Straße in Gegenrichtung an mir vorbei. Sie nehmen mich nicht wahr, freuen sich offenbar, mit dem Wind recht schnell vorwärts zu kommen.
Es sind nicht nur Kokospalmen, die in dem hier schmalen Streifen zwischen Meer und Straße Schatten geben, immer häufiger lockern Zedern das Bild auf. Im Wind sehen sie allerdings mit ihren eher zottelig gewachsenen Ästen recht zerzaust aus. Ihre langen Nadeln bilden an manchen Stellen einen Teppich entlang des Rands der Straße.

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Alle paar Kilometer bilden Karstfelsen und manchmal kleinere Berge mit dem Küstenstreifen vorgelagerten kleinen Inseln einen natürlichen Abschluss eines längeren Strandabschnitts. Der Tidenhub scheint nicht sehr bedeutend zu sein, bei Ebbe ist der flache Strand 20 – 30 Meter breit sein, bei Flut bleibt davon so gut wie nichts übrig. Die Buchten können schon mal 8 – 10 Kilometer lang sein.
Die Durchgangsstraße windet sich dann weiter ins Land, passt sich dem Gelände in vielen Kurven und manchmal langen Umwegen um so einen Berg herum an. An besonders exponierten Lagen befindet sich dann gerne mal eine Buddhistische Tempelanlage. Abwechslung ist also reichlich vorhanden.

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Kleinodien und kleine Teufel

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Chedi des Wat Kaew bei Chaiya

Heute habe ich mal wieder ein richtiges Hotelzimmer. Nicht am Strand, aber trotzdem mit Aussicht, großzügig und sauber, der kleine Kühlschrank ist mit Wasserflaschen gefüllt, für morgen früh habe ich Frühstück in Aussicht. Ein gutes Gefühl nach einer Etappe von 71 Kilometern durch wieder unebeneres Gelände entlang der Küste.
Ich spüle meine verschwitzten Sportklamotten durch, dusche und mache dann noch ein paar Besorgungen, schaue mich nach etwas Essbarem für heute Abend um. Zwei Werbeplakate eines Pizza-Bäckers habe ich vorhin auch schon gesehen – das wäre ja mal wieder eine Abwechslung.

Chumphon ist eine weitere Provinzhauptstadt im Süden Thailands, hat Banken, einen Bahnhof, viel Verkehr in den Straßen und viele auch größere Geschäfte, wie ich vorhin bei der Suche nach dem Nanaburi Hotel bereits gesehen habe. Es gibt eine Shopping Mall in dessen Nähe und ich brauche dringend noch einige Postkarten und auch eine neue Tube oder Dose Hautcréme.
Seit ich in Port Dickson von einer Apothekerin eine Dose Aloe Vera-Créme empfohlen und verkauft bekommen habe, weil mir an jenem Sonntag die Haut an den Waden Blasen geworfen hatte, schmiere ich mich damit nun jeden Tag nach dem Duschen ein, um der Haut ein bisschen Entspannung nach dem jeweils sonnenintensiven Tag zu geben. Entsprechend ist die Dose inzwischen fast leer.
Mit der Créme werde ich auch schnell fündig, für Postkarten frage ich ohne viel Erfolg herum – eventuell habe ich morgen bei der Touristen-Information mehr Glück.

Seit Surat Thani fahre ich nun stets entlang der Küste weiter in Richtung Norden, Bangkok ist noch etwa 10 Tage entfernt. Nicht immer verläuft die von mir genutzte Straße dabei direkt am Strand, aber meist mit nur geringem Abstand dazu, manchmal schlägt sie auch Haken, umgeht einen Hügel oder verbindet Siedlungen, die eben nicht wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind. Auch hier, abseits der stärker befahrenen Nordsüd-Verbindung 4112 (später 4134) und der dazu parallel verlaufenden Eisenbahntrasse liegen kleine Dörfer, führen kleinere und breitere Flüsse, an deren Mündung manchmal ein kleiner Fischerhafen zu finden ist, lehmiges Wasser zum Meer, das hier ‚Golf von Thailand‚ heißt. Bei Pak Nam Suan liegen einige größere Trawler an der Kaimauer unterhalb der Brücke, die den dortigen Fluss überspannt.

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Am Tha Chana-Fluss bei Laem Pho

Manchmal verläuft die Straße auch geradlinig, für z.B. etwa drei Kilometer, den schmalen Strand in Sichtweite, in der Ferne kleine, dunkel bewaldete Inseln im leicht gekreuselten Wasser. Palmen geben reichlich Schatten auf dem Grünstreifen zwischen Meer und Straße, manchmal weiden einzelne Rinder zwischen den Palmen, begleitet von kleinen meist weißen Reihern.
Dann wieder windet sich die Straße durch die grüne Landschaft führt an unzähligen Wasserbecken vorbei, Zuchtbecken für King Prawns, etwa 1 bis 1,5 Meter tief, wo motorisch angetriebene Paddel ständig die Oberfläche schlagen, um Sauerstoff ins Wasser zu bringen, damit die Krabben besser gedeihen. Um Wasservögel fernzuhalten, sind diese Zuchtbassins sternförmig mit Drähten oder Schnur in meist roter Farbe überspannt. Krabben-Produktion in richtig großem Stil.

Die Versorgungslage hat sich für mich in diesem Landstrich nun etwas verschlechtert, denn wo kein Durchgangsverkehr ist, wo ganz allgemein weniger Menschen leben, da ist auch das Angebot an frisch zubereitetem Essen deutlich geringer. Zwischen Chaiya und Lamae finde ich sogar ab dem frühen Nachmittag gar nichts mehr, weil einfach auch keine Siedlung mehr entlang der Straße existiert. Palmen, Krabben-Zuchtanlagen, vereinzelte bebaute Grundstücke, ja, aber keine ambulante Köchin, die sich mit ihren Utensilien irgendwo aufgebaut hätte, kein Minirestaurant, höchstens einmal ein Laden, in dem ich Kekse hätte kaufen können, sonst nichts.

In diesem eigentlich etwas abgelegenen Landstrich befinden sich außerdem verhältnismäßig viele Buddhistische Klöster und Tempelanlagen. Und in recht unterschiedlichem Zustand, teilweise wirken sie sehr neu, an einigen wird gebaut.

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Wat Ma Pring in der Nähe von Surat Thani

Als ich am Sonntag Surat Thani wieder verlasse, halte ich bspw. gleich nach wenigen Kilometern an einer kleinen Querstraße bei einem Wat, dessen Chedi ich am Abend zuvor über die Palmenwipfel hinweg habe leuchten sehen. Dort wird gerade ein Morgenmarkt abgebaut, als ich eintreffe, es ist hektischer Betrieb rund um die Anlage und ich versuche, ein paar Fotos von der weißen Kuppel zu machen. Bisher hatte ich nur wenige solcher Glocken ähnlicher Bauten gesehen, und sie waren bisher immer golden gefärbt. Diese hier ist nun weiß. Von den Mönchen ist niemand zu sehen, aber Dorfbewohner und einige wild lebende Hunde, von denen einer sich durch meine Anwesenheit offenbar bedroht oder gestört fühlt, jedenfalls kläfft er die ganze Zeit über, als ich mich dort aufhalte. Die älteren Herren im Schatten der benachbarten kleinen Häuser lassen sich zunächst nicht in ihrem Gespräch stören, versuchen dann aber das Tier zu verscheuchen.

Ja, die Hunde; ab jetzt habe ich ein Auge und zwei Ohren darauf. An dem Morgen fahre ich noch ein kurzes Stück auf der Fernstraße 420 und biege von dort bald wieder ab, um in einem Bogen durch eine Gegend, wo sich hübsche Villen mit Palmenpflanzungen ablösen, zu fahren. Streunende Hunde gab es bisher ja viele, entweder ließen sie sich von mir auf dem Rad gar nicht stören oder nahmen erschreckt reisaus, da sie mit dem fast lautlos sich fortbewegenden Etwas nichts anzufangen wussten. Erstmals treffe ich hier aber auf Hunde, die offenbar auch eine Wachfunktion haben und keine Streuner sind. Von ein oder zwei Grundstücken her werde ich jedenfalls angekläfft und von einem Viech auch attackiert. Und dieses Verhalten mir gegenüber nimmt in den nächsten Tagen weiter zu. Es ist manchmal schlicht schwierig, einfach nur irgendwo anzuhalten und kurz im Schatten wieder ‚runter zu kommen‘, denn manchmal ist es so, dass sobald ich stehenbleibe, es irgendwo in der Nähe anfängt zu kläffen. Am Montag habe ich große Lust, das Rad einfach gegen die nächste Palme zu setzen.
Da die kläffenden Nichtsnutze zwar ab und an Grundstücksgrenzen verlassend erst hinter mir, dann neben mir her rennen und dabei ein Mordsspektakel machen, ohne allerdings auch ernsthaft zu schnappen oder zu beißen, nehme ich’s inzwischen auch schon wieder gelassener. Meist fixieren sie meine Packtaschen und gar nicht mal meine Beine.
Heute morgen nun kam gleich eine ganze Rotte von einem Grundstück aus kläffend hinter mir her gerannt…

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Es gibt aber auch schöne Erlebnisse. Nett bekocht zu werden, an einer Straßenecke gleich neben einer Schule, wo mehrere Generationen sich um den Gast bemühen, der da mit Radhelm und Sonnenbrille aus dem Nichts aufgetaucht ist und nun nach Nudeln verlangt. Die Oma sorgt dafür, dass mein kleines Schälchen mit Brühe, das manchmal zum eigentlichen Essen dazu gereicht wird, nicht leer wird, während das Kleine im Schatten des simplen Blechdachs mit irgendwelchen Figuren spielt.

Bei einer größeren Tempelanlage am Rand von Chaiya, wo sich auch die Reste eines der ältesten Tempel in Thailand befinden, versucht ein freundlich verschmitzter, älterer Mönch, der ganz an meinem Fahrrad und dessen Anbauten interessiert ist, mir etwas über die Gebäude der Anlage zu erklären. Aber aus seinem schwer zu verstehenden Englisch werde ich nicht recht schlau. Er geht dann auch bald mit seiner Laptop-Tasche in der Hand weiter und ich verlasse das weitläufige Tempelareal wieder und rolle in Gedanken nach Chaiya zurück. Auf dem Weg in Richtung Strand, wo ich am Sonntag in einem (für mich) ersten Strandresort übernachten will, sehe ich plötzlich eine schwarze BMW R25 auf der Veranda eines Cafés stehen. Richtig schick herausgeputzt ist das alte Einzylinder-Motorrad. Ob es als Blickfang Leute im Vorbeiradeln fesseln soll, oder ob es auch noch fahrbereit ist, erfahre ich in dem Café leider nicht. Bevor ich an dem Sonntag aber die letzten 10 -12 Kilometer unter die Räder nehme, will ich noch etwas essen, und der Kaffee schmeckt dort auch einfach gut.

Strand heißt hier nicht unbedingt schönes Paradies, auch wenn unzählige Kokospalmen solch ein Bild suggerieren. Der Strand ist stellenweise hoffnungslos vermüllt. Die See schwemmt alles an Land zurück, was über viele Jahre über Wasserwege, Meeresanwohner, Müllschiffe oder sonstwie dort hineingeraten ist. Lediglich wenige Resorts, die ihren Gästen etwas bieten wollen, beseitigen offenbar den Müll an der eigenen Uferlinie.

Die Unterkünfte sind nach wie vor einfach bis gehoben, zu allerdings langsam steigenden Preisen. Das Preisniveau ist dabei insgesamt aber niedriger als in Malaysia. Hier habe ich bisher nicht mehr als ca. 23 Euro ausgegeben, und das war mehr oder weniger in der Großstadt (Krabi) für ein sehr gut eingerichtetes Zimmer in einem recht neuen, kleinen Hotel. Gestern am Strand waren es auch etwa 22 Euro für eine nicht mehr ganz frische Hütte mit Terrasse und eher schäbigem Bad, sonst sind es eher 13 bis 15 Euro für ein einfaches, aber sauberes Zimmer. Dort bei Pak Nam Tako war ich außerdem der einzige Gast. In den beiden vorhergehenden Quartieren bei Lamae am Strand und in der Gegend östlich von Chaiya waren es jeweils vielleicht ein bis drei weitere einheimische Gäste. Richtiger Betrieb findet hier wohl zu einer anderen Jahreszeit statt.

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Im Freilichtmuseum „Coffeehouse“

Hier in Chumphon ist das von mir gewählte, in einer Seitenstraße liegende Hotel allerdings normal belegt. Es gibt noch einige weitere Hotels und auch europäische Touristen in der Stadt. Bei einer kleinen Gruppe einigermaßen braungebrannter Bartträger höre ich deutschsprachige Sätze und während ich durch die Stadt spaziere trifft auch noch ein weiterer Weltenbummler mit seinem Rad bei einem der an der Hauptstraße liegenden Hotels ein.

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Von Krabi hoch zur Golfküste

An den letzten beiden Tage bin ich nun einmal quer durch das ja recht schmale Land gefahren, von Krabi aus hinauf an die Ostküste Thailands. Aus der großen Stadt heraus ging es zunächst zurück an die Nationalroute 4. Die Stadt liegt einige Kilometer abseits dieser Fernverbindung, die letztlich bis hinauf nach Bangkok führt. Nur ein kurzes Stück auf dieser breiten Straße, bis zum Abzweig in Richtung des Wat Tham Sua, einem Buddhistischen Tempel, dessen Gründer hier einst mit einem Tiger in einer Höhle gelebt haben soll – Tiger Cave Temple. Es ist die bisher größte Tempelanlage, die ich bisher gesehen habe.
Anschließend komme ich durch eine der bisher landschaftlich schönsten Gegenden des Landes, bei nur wenig Verkehr auf der schmalen Nebenstraße, die allerdings schon nach etwa 15 Kilometern in eine stärker befahrenen Landstraße mündet. Die bizarren Karstberge ziehen sich wie an einem Band nach Norden und die Straße folgt ihnen zunächst, windet sich an ihnen entlang.

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Hier treffe ich einen Franzosen, der von weitem schon mit wehender Sicherheitsweste zu erkennen ist. Ein älterer Herr, seit einem Jahr Rentner wie er sagt, der seine Zeit nutzt um quer durch Asien zu radeln. Von Bangladesh über Myanmar kommt er nach Thailand, ist hier nicht zum ersten Mal und will jetzt wo er Zeit dafür hat, sich einiges etwas intensiver ansehen. Er hat vermutlich nicht viel Gelegenheit, in dieser Weltregion sich in seiner Muttersprache zu verständigen und so unterhalten wir uns etwa eine Viertelstunde lang, bevor jeder wieder seines Weges fährt.
Von ihm erfahre ich auch, dass es irgendwo im Südosten Thailands einige Tage zuvor eine Bombenexplosion gegeben hat, was vielleicht auch die verstärkte Präsenz bewaffneter Polizei erklärt, die ich weiter im Südwesten zwei Mal bei Straßenkontrollen gesehen hatte.

Die Landschaft wird für einige Kilometer bergiger, wobei vier Anstiege mir ganz schön viel Kraft rauben, da sie mit teilweise bis zu 10% Steigung ziemlich steil sind. Nach 35 km mache ich Mittagspause in dem etwas größeren Städtchen Kao Phanom in einem Restaurant, das von drei Frauen betrieben wird. Sie machen mir Nudeln mit Meeresfrüchten und Gemüse frisch im Wok, dazu Eiskaffee. Eine Kombination, an die ich mich gewöhnen kann.
Dass es in so einem ja doch recht einfachen Restaurant jeweils nur Reis als Basis für ein Gericht gibt, ist inzwischen selten geworden. Meist haben die Köchinnen mehrere Sorten an Nudeln in ihrer Vitrine zu liegen, in der ich als Kunde direkt sehen kann, was gerade im Angebot ist. Dünne Glasnudeln, oder breit ausgewalzte Glasnudeln, oder eingeweichte, gelbliche Suppennudeln z.B.. Reis gibt es eigentlich auch immer, aber eben nicht alternativlos

Nach etwa 50 Kilometern wird die Landschaft wieder flacher, die Karstberge sind nun aus dem Sichtfeld verschwunden. Kautschuk und Ölpalmen stehen im Wechselspiel in größeren Plantagen in einer weiterhin welligen Landschaft. Im Laufe des Nachmittags bewölkt sich der Himmel, ohne dass es zu regnen beginnt. Bis ich am späten Nachmittag in Phrasaeng ankomme, ist der Himmel aber fast wieder durchgängig blau. So gesehen, ein schöner Tag.
Das im Ort verfügbare Motel finde ich wieder nur mithilfe von Anwohnern, da es keine lateinisch geschriebenen Hinweise gibt. Die Zimmer dort sind zwar sehr schlicht, aber das Pontip Motel liegt weit genug abseits der Straße und müde wie ich bin, schlafe ich dort auch ganz gut.

Fürs Frühstück am nächsten Morgen suche ich mir gleich in Phrasaeng ein kleines Restaurant, wo zwar noch kein Betrieb ist, die beiden dort hantierenden Frauen aber schon weit sind, mit ihrer Vorbereitung. Es dauert auch nicht lange, bis ich eine Portion Nudeln mit Gemüse und Meeresfrüchten auf dem Tisch habe. Nur Kaffee können sie nicht bieten, aber den kann ich auch später unterwegs finden.

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Die weiter nach Norden führende Route 4133 wird gleich von Anfang an wellig wie das Gelände selbst. Vorbei sind die Karstberge, es ist eine grüne, ondulierte Landschaft, durch die sich die Straße nun beinahe geradlinig nach Norden zieht, und sie nimmt die Wellen mit, so wie sie kommen. Für mich bedeutet dies ein bergauf und bergab in immer wiederkehrender Folge, das mir relativ schnell übersäuerte Oberschenkelmuskeln bringt. Die Sonne lacht mir von oben ins Genick bei 32° im Schatten und immer noch hoher Luftfeuchte. Schweißgebadet zu sein ist ja inzwischen ein Dauerzustand. In der vergangenen Nacht hatte es sich zwar etwas abgekühlt, doch bei der dann kondensierenden Luftfeuchte ist mal wieder keines meiner unter das Vordach des Motel-Zimmers rausgehängten Kleidungsstücke trocken geworden.


So mache ich öfter kurze Pausen und trinke viel, komme letztlich aber trotzdem mit einem Durchschnittstempo von 17 – 18 km/h voran, denn wo es langsam bergauf geht, da geht es anschließend viel schneller wieder bergab. Ich bewege mich ja ’nur‘ zwischen ca. 20 und 65 Metern über Meeresniveau immer auf und ab. Inzwischen sehe ich immer öfter Buddhistische Klöster oder Tempelanlagen an der Straße, meist  mit einer Mauer eingefriedet.
Eine längere Pause mache ich dann erst nach rund 40 Kilometern, frage gleich nach eisgekühltem Kaffee, da ich den eigentlich immer bekommen habe, wo auch gekocht wurde, doch die Leute grinsen mich nur an.
Das kleine Restaurant an einer Dorfstraßenkreuzung wird von einem freundlichen Ehepaar betrieben und insgesamt sind sie ziemlich überrascht von meinem Besuch. Freuen sich aber über das offenbar seltene Ereignis, lassen mich aussuchen, was ich gerne gekocht haben möchte und der Wok bekommt schnell Arbeit. Ein anderer Gast, der etwas Englisch spricht, horcht mich derweil über meine Reise aus und geht kurz los, um mir eine kleine Dose eines eisgekühlten Kaffee-Mischgetränks zu besorgen. 15 Baht – sagt er und drückt mir außerdem noch eine Tüte mit einem Sandwich und zwei Bananen in die Hand. Das wäre umsonst und ich könnte es ja vielleicht als Proviant gebrauchen.
Später zum Abschied lässt sich die Köchin noch mit mir von ihrer Tochter fotografieren – also nett sind die Leute eigentlich immer.

Am Rand von Surat Thani finde ich am späten Nachmittag dann ein wunderbar ruhig gelegenes, kleines Resort mit Reihenbungalows und angeschlossenem Restaurant, so dass ich nicht noch in die Stadt hinein muss, müde wie ich vom Tag bin, nach dann 88 Kilometern.

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Krabi

 

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Nach einer langen Tagesetappe von Si-Kao her, habe ich Krabi gestern am Spätnachmittag erreicht. Es ist eine der zwei größeren Provinzstädte hier im Süden Thailands, Trang hatte ich vorgestern weiträumig umfahren.
Hier in Krabi ist die Auswahl an kleineren Hotels und Hostels groß, die Stadt schwimmt ein bisschen auf der anschwellenden Tourismuswelle mit. In der weiteren Umgebung gibt es sehr schöne Strände, heiße Quellen und archäologisch interessante Punkte. Alles jedoch nicht in realistischer Reichweite meines Fahrrads, denn nach acht Tagen seit Georgetown im Sattel, will ich mal wieder Pause machen.
Ich finde ein sauberes Zimmer mit kleinem Balkon in einer Seitenstraße und spüle noch am Abend meine Wäsche durch, damit sie auf dem Balkon eine Chance hat, zu trocknen. Das wird bis zum nächsten Nachmittag dauern.

Zweimal bin ich gestern eingeregnet, konnte einmal noch rechtzeitig einen Unterstand finden, beim zweiten Mal, gerade an einem Anstieg in einem Waldabschnitt ohne irgendwas, hatte mich der Schauer richtig erwischt. Kurz darauf aber konnte ich mich in einem kleinen Restaurant ins Trockene setzen und die Regenpause zu einem Kaffee und verspäteten Mittagessen nutzen.

Heute ist großer Kettenpflegetag. Nach mehr als 1500 Kilometern hat dieses wichtige Bauteil in meinem Fahrradantrieb eine Grundreinigung und Neujustierung verdient. Das klingt etwas hochtrabend, aber ein wenig gespannt werden musste die Kette nun doch einmal. Etwa alle 500 km habe ich das bisher getan, denn an meiner Nabenschaltung ist kein ausgleichendes Federelement vorhanden. Die Kette längt sich bei der täglichen Beanspruchung und hängt dann immer weiter durch. Eigentlich nicht so schlimm, aber in dem Chainglider, der meine Kette umschließt, macht sich dieser Effekt durch stärkeres Schleifen negativ bemerkbar.
Und trotz des recht engen Kettenschutzes dringt natürlich immer noch genügend Schmutz bei jedem Regen auch bis zu den Kettengliedern vor.
Mit dem groben Microfasertuch, das ich vorhin in einem Laden für Haushaltswaren gefunden habe, wird die Kette aber wie neu. Frisches Öl dran, noch ein bisschen das Rad geputzt und so kann es morgen dann weitergehen.

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Auch meine Brillen brauchen Pflege. Richtig sauber bekomme ich die bei der ständigen Luftfeuchte und meinem Schweiß an den Kunststoffgläsern schon länger nicht mehr. Besonders meine Sportbrille, die ich außer bei Regen auf dem Rad ständig trage und auf deren Innenflächen im Laufe des Tages mein Gesichtsschweiß niederschlägt und auf den Außenflächen sich ein feiner Feuchtigkeitsfilm durch den Fahrtwind bildet, wollte ich hier bei einem Optiker einmal professionell reinigen lassen.
Leider aber finde ich keinen Optiker mit Ultraschall-Reinigungsgerät, obwohl es an Brillengeschäften nicht mangelt. Man verkauft mir aber ein chemisches Reinigungsmittel und das funktioniert (zumindest auf den ersten Durch-Blick) auch.

Krabi ist auch der erste Ort in Thailand, an dem ich Postkarten finde und
meinen Briefmarkenvorrat kann ich hier bei einem Postamt auffüllen, ohne lange warten zu müssen. In La-Ngu hatte ich schon welche gekauft und wie auch in Malaysia muss ich mir eine Wartenummer ziehen, aber die Leute stehen hier nicht mit Formularen Schlange, müssen nicht ihre ID-Karte auslesen lassen und noch Fingerabdrücke auf den außerdem schon unterschriebenen Formularen hinterlassen, bevor ihr jeweiliger Vorgang abgeschlossen und der nächste Wartende aufgerufen wird. Ich habe in fünf Minuten 20 hübsche Briefmarken.