Veröffentlicht in Kambodscha

Zur Brücke am Mekong

Fünf Tage nachdem ich Siem Reap verlassen habe, komme ich heute bei Stung Treng über den Mekong. Die Brücke sieht nicht sehr spektakulär aus, obwohl der Fluss hier eine Breite von etwa 1,5 Kilometern hat, aber der Fluss macht was her – und er sieht so unberührt aus. Da der Mekong nur bis zur Grenze zu Laos schiffbar ist, ist er als Wasserstraße in dieser Region wirtschaftlich nicht interessant, und deshalb sind keine großen Schiffe zu sehen. Die Stadt ist auch nicht besonders groß, gilt aber als Grenzstadt zum etwa 50 km entfernten Laos und ist Verwaltungssitz für den Bezirk Stung Treng, außerdem Knotenpunkt für verschiedene Busverbindungen weiter ins Land oder ins benachbarte Laos.

Nach den drei Tagen mit Fahrrad und Tuk-Tuk in Angkor Wat, war es beinahe wie ein Neuanfang und ein gutes Gefühl, mit all dem Gepäck wieder ‚auf die Strecke‘ zu gehen. Ich wollte aber Siem Reap nicht verlassen, ohne noch einmal durch den großen Park von Angkor Wat zu rollen. Der Banteay Kdei Tempel fehlte mir noch und lag mit einem nur kurzen Umweg gut auf meiner Strecke. Eine kleine Tempelruine, die auf den kürzeren Rundtouren durch den Park nicht angefahren wird und deshalb nur verhältnismäßig wenige Besucher hat, obwohl sie z.B. vom Ta Phrom Tempel gar nicht so weit entfernt liegt.

Durch diesen kleinen Umweg kam ich auch gar nicht in die Versuchung, die stark befahrene NR6 in Richtung Osten zu benutzen, um von Siem Reap weg und in Richtung Preah Vihear zu kommen, sondern folgte einfach der aus dem Park hinaus führenden Straße und konnte noch für einige Kilometer vom Schatten spendenden Wald profitieren.

Eine kleine (touristisch aufbereitete) Siedlung befindet sich dort, die ein wenig das rurale Leben der Region demonstrieren soll und mit einigen Restaurants auf Besucher aus dem Park von Angkor wartet. Um die frühe Mittagszeit war dort aber nicht allzu viel los und ich habe mich auch nicht aufhalten lassen, meine Strecke bis nach Svay Leu war noch lang genug.

Weit ab der Hauptverbindungsstraße und fern der Touristenspots änderte sich dann das Bild auch ein wenig. Diese Nebenstrecke brachte mich durch langgezogene Siedlungen mit teils modernen im Khmerstil errichteten Wohnhäusern und auch einfacheren Holzbauten, aber eigentlich immer sauberen Grundstücken, ganz im Gegensatz zu den ersten Tagen zwischen Poipet und Siem Reap.

Oft betreiben die Leute Landwirtschaft im kleinen Stil, mit ein paar Rindern, oder mit ein paar Parzellen Reis, wobei die Felder zur Zeit trocken liegen. Geschäfte sind allerdings rar, finden sich fast nur noch an Kreuzungspunkten verschiedener Straßen. Aber fast immer befindet sich unverhofft und zum richtigen Zeitpunkt eine Straßenküche am Fahrbahnrand, die Suppe mit Nudeln oder gebratenen Reis mit Ei bietet oder schnell zaubern kann.

Auf der relativ kurzen Etappe von Svay Leu nach Moreal am zweiten Tag gibt’s Nudelsuppe zum Frühstück und esse ich am späten Vormittag noch einmal (dann allerdings kalt) eine Gurken-Nudelsuppe, die mich irgendwie an Estland und eine Gurkensuppe erinnert, die ich dort einmal vor einigen Jahren gegessen habe.

Schön ist, dass man die freundlichen Leute immer direkt ansprechen kann und sie selbst auch keine Scheu haben, selbst wenn die Verständigung überhaupt nicht funktioniert. Die Auswahl in den Töpfen ist nie besonders groß und trotzdem bekomme ich oft mehr, als ich erwartet hätte auf den Teller. In Svay Leu wollte ich am Abend schon aufgeben, da ich gegen 19 Uhr schon zu spät dran war und einige der kleinen Restaurants im Ort bereits beim Aufräumen waren. Ein junger Koch sagte mir, ich könne ja zu ihm frühstücken kommen, aber jetzt hätte er schon geschlossen. Zwei andere überdachte Hallen mit Tischen und Stühlen waren zwar voller Gäste, aber dort war Selbstkochen mit Hotpot angesagt. Die Betreiber verkaufen einem dort nur die Zutaten und man muss wissen was man will. Nichts für eine hungrige Einzelperson.

Bei einem sehr beschäftigten Koch mit Wok und Grill, der nur zwei Tische in seinem offenen Raum zu stehen hatte, habe ich dann letztlich noch eine leckere Portion gebratene Nudel mit viel Gemüse bekommen. Während ich dort gegessen habe, kamen ständig Leute vorbei um jeweils ihre telefonische Bestellung abzuholen und setzten sich zwei junge Mädchen mit an meinen Tisch, die gemeinsam eine große Portion Papaya-Salat (zumindest ja es danach aus) mit Krebsen genüsslich und mit intensiver Unterhaltung gegessen haben. Offenbar die Spezialität aus dem großen hölzernen Mörser des Kochs, in dem er immer neue Gerichte zubereitet hat. Unter lautem Knacken und Krachen haben die beiden Mädchen die Panzer der Krebse klein geknabbert – auch eine Eigenheit der Khmer, Meeresfrüchte und auch Fleisch immer mit möglich viel und splittrigen Knochen zu essen. Wenn man Reis mit Huhn bestellt, dann kann man sich häufig (nicht immer) auf viel Knorpel und Knochen, aber wenig Fleisch einstellen.

Die letzten fünf Tage haben viel Kraft gekostet, da ich nun fast immer gegen den teils böigen Ostwind anfahren musste, durch ein manchmal auch profiliertes Gelände. Besondere Highlights sind entlang der Strecke auch nicht zu sehen, eigentlich das ideale Terrain, um Strecke zu machen. Leute, die mir entgegen kamen, haben vom Wind jedenfalls profitiert. Das waren allein heute zwei Holländerinnen gegen Mittag auf halber Strecke, und etwas später am Nachmittag noch ein junger Brite auf Weltreise. D.h. auch, dass ich keine unbekannte Strecke fahre. Vielleicht haben auch deswegen die Polizisten an ihrem Checkpoint so verschmitzt gelächelt – ach schon wieder so ein Irrer auf ’nem Fahrrad.

Kinder am Straßenrand freuen sich jedenfalls nach wie vor über jeden hellhäutigen Radfahrer der vorbeikommt und rufen ihr manchmal schrilles „Helloo!“ meist bevor ich sie überhaupt registriere. SchülerInnen winken oft etwas zurückhaltender, aber wahrgenommen werde ich bunter Tourist von offenbar viel mehr Menschen, als ich im Vorbeirollen an ihrem oft grauen Alltag selbst sehe.

Mir drängen sich eher die Gerüche auf, vom verbrennenden Plastikmüll, vom Holzkohlenfeuer, von kochendem Reis, von am Straßenrand trocknenden Maniokwurzeln, denn etwa zwei Tage lang komme ich durch eine Gegend in der davon viel angebaut wird. Die Ernte ist offenbar gerade gelaufen, denn ich sehe einerseits viele einachsige Hänger mit Zugmaschine, die mit Maniokwurzeln beladen zu den nächsten Sammelpunkten fahren. Die Wurzeln werden in Handarbeit in Streifen gehackt und großflächig zum Trocknen in die Sonne gelegt. Diese weißen Wurzeln strömen in der Wärme einen typischen süßlichen Geruch aus, der mir natürlich im Vorbeirollen in die Nase steigt.

Die trockenen Wurzeln werden in Säcke verpackt und wieder mit den in ganz Kambodscha verbreiteten, einachsigen Zugmaschinen zu Lagern gebracht von wo aus sie mit größeren LKW zur weiteren Verarbeitung abtransportiert werden.

In Moreal war unweit des Gästehauses, in dem ich übernachtet hatte, solch ein Lager und abends wurden dort fleißig einige LKW beladen.

Tagsüber die Wärme, abends der aufsteigende Rauch und Dunst, nachts kläffende Hunde beinahe überall, und morgens ab sechs Uhr Xylophon-ähnliche Musik und sphärische Klänge vom nächstgelegenen Kloster. Die Geräusche hören fast nie auf, aber irgendwann in der Nacht manchmal auch eine monotoner Gesang der Mönche. Ebenfalls in Moreal spielte die Musik bereits am Nachmittag und hielt beinah die ganze Nacht über an.

Diese Musik kann sehr beruhigend wirken, wenn sie nicht zu laut gespielt wird, was leider meist der Fall ist. Hier in Stung Treng habe ich allerdings noch nichts vom etwa 400 m entfernt gelegenen Kloster /Tempel gehört.

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Veröffentlicht in Kambodscha

Pausentage in Ruinen

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Siem Reap ist eine sehr geschäftige Stadt, die Dank der einmaligen, mittelalterlichen Tempelanlagen von Angkor Wat von Touristen aus aller Welt überflutet wird. Damit arrangiert man sich, darauf ist man eingerichtet und davon lebt man. Wer will, kann sich in eines der vielen, an westlichen Bedürfnissen orientierten Restaurants oder Cafés setzen und die Beine hochlegen, oder dem kambodschanischen Alltag ins Auge blicken und das Treiben in Nebenstraßen und auf Märkten erkunden. Man kann sich aber auch eine Mehrtageskarte für den Besuch des archäologischen Parks von Angkor Wat besorgen und entweder mit Fahrrad oder Tuk-Tuk das riesige Gelände auf eigene Faust erkunden.

Die Tickets bekommt man in einem eigens errichteten Gebäude außerhalb der Stadt, auf etwa halber Strecke vom Zentrum zum Park, und nachdem wir den Freitag als ersten Pausentag ruhig haben beginnen lassen und tatsächlich erstmal die Füße etwas hochgelegt und später uns nach Fahrradgeschäften erkundigt haben, um eine Verpackung für Maiks Fahrrad für die Rückreise zu finden, sind wir am Nachmittag doch noch mit den Rädern zu den Tempelanlagen gefahren, um einen ersten Eindruck zu bekommen.

 

 

Die über mehrere Jahrhunderte einzuordnenden verschiedenen Tempel, die unter verschiedenen Königen der Khmer im Mittelalter errichtet wurden und mal hinduistisch, mal buddhistisch ausgerichtet waren, manchmal nach religiöser Neuorientierung eines nachfolgenden Königs auch umgewidmet wurden, bieten viel Stoff, den man an geeigneterer Stelle – z.B. bei Wikipedia – nachlesen kann.

Es ist faszinierend, wieviel Fläche diese Tempel teilweise beanspruchen, manchmal mit einem breiten Wassergraben umgeben, wie die Tempel Angkor Wat und Preah Khan, ebenso der deutlich kleinere Ta Phrom Tempel, verglichen mit der später errichteten Stadt Angkor Thom, die auf ihrer ummauerten Fläche von 3 x 3 km eine Million Menschen beherbergt haben soll. Nichts ist von der hölzernen Wohnbebauung geblieben, nur die Reste der steinernen Tempel zeugen von einer einst blühenden Kultur, die allerdings den Eroberungszügen der Könige von Siam im 13ten Jahrhundert nicht allzu viel entgegensetzen konnte. Die Stadt Angkor Thom wurde wohl fluchtartig verlassen.

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Natürlich nutze ich die Tage hier auch, um vom Radfahren auf andere Gedanken zu kommen und um mal wieder anderes als Nudelsuppe oder gebratenen Reis zu essen. Ab und an ein Omlett oder Müsli zum Frühstück nehme ich auch gerne. In der Star Bar unweit des kleinen Hotels wird am Sonntagmorgen ab 6 Uhr eine Übertragung vom Super Bowl der American Football League auf einer großen Leinwand gezeigt und allen Ernstes verkauft das Restaurant dafür Tickets und ist sogar ziemlich gut besucht, als wir um 8 Uhr daran vorbei spazieren. Das Omlett schmeckt aber auch im „Viva“ am alten Markt.

Am Fahrrad bekommt die Kette nach den inzwischen rund 800 gefahrenen Kilometern frisches Öl und neue Spannung. Die Kette längt sich im Laufe der Zeit leicht, und ab und zu ist deshalb ein Nachjustieren der Hinterachse bzw. der Getriebenabe nötig. Dabei stelle ich fest, dass ich mir im Hinterrad einen breiten Riss im Profil des Reifens eingefahren habe. Der geht offenbar nicht bis in die Karkasse durch, aber lässt mich an meinem letzten Tag in der Stadt noch nach einem Ersatzreifen suchen. Wie sich herausstellt, sind 28“-Räder gar nicht so verbreitet, bei den doch recht zahlreichen Fahrradhändlern, die wir auf der Suche nach einem Karton für Maiks Fahrrad kennengelernt haben. Mountain-Bikes mit 29″-Rädern sind viel gängiger denn die bieten meist auch die vielen Fahrradverleiher an.

Bei einem Specialized-Händler, der neben einzelnen Rennrädern auch klassische Modelle im Angebot hat, finde ich aber einen passenden Trekkingreifen aus chinesischer Produktion, den ich auf der Weiterreise mitnehmen werde.

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Veröffentlicht in Kambodscha

Über Sisophon gen Osten

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Das nächste größere Ziel ist nun die Stadt Siem Reap, wo ich einige Tage Pause eingeplant habe. Das Land bietet zunächst wenig Abwechslung und auch wenig Schatten entlang der stark befahrenen Nationalstraße 5. Tagsüber ist es in Kambodscha heißer als in Thailand, obwohl das Thermometer nicht mehr anzeigt, als dort. Die Luftfeuchte ist offenbar geringer, dafür kühlt es nachts sogar etwas weiter ab. Die NR 5 führt schnurgerade in Richtung Osten. An einem Verkehrskreisel etwa 7 km außerhalb von Poipet, können wir im Laden einer modern eingerichteten Tankstelle noch einmal Saft nachkaufen. Damit lässt sich das ansonsten sehr geschmacklose Wasser für unterwegs etwas aufpeppen.

Entlang der Straße wird es später nur schlichte Verkaufsstände geben, die zwar auch alles mögliche bieten, Wasser aber meist nur in kleinen Flaschen und Obstsaft ist dort gar nicht zu sehen. Einen komfortablen Seitenstreifen am Fahrbahnrand, wie an vielen Straßen in Thailand, gibt es hier nicht, oder zumindest ist die Markierung längst verschwunden. Also immer schön rechts halten und auf Hindernisse achten, denn gern hält jemand mal eben am Rand an. Ansonsten ist die Hupe hierzulande ein wichtiges Kommunikationsmittel.

Abgesehen von der Hitze, mit der ich zurecht kommen muss, drückt hier auch noch leichter Wind von vorn gegen den Fahrkomfort. So wechseln wir uns gelegentlich mit dem Geben von Windschatten ab, was durchaus etwas bringt. Für einige Kilometer hänge ich mich sogar hinter einen der kleinen Lastenhänger mit einachsiger Zugmaschine, der Zuckerrohr geladen hat und mit knapp 18 km/h unterwegs ist, Maik hinter mir. Oben auf dem Stapel Zuckerrohr hat sich eine Frau in Arbeitskleidung mit Sonnenhut ausgestreckt, die dort döst.

Das ist für eine kurze Zeit ein zwar etwas langsameres Vorwärtskommen, aber dafür ein ziemlich entspanntes Fahren. Die schnelleren von hinten kommenden Fahrzeuge fahren so auch ganz automatisch mit genügend Abstand an uns vorbei. Leider hält der Fahrer schon im nächsten Dorf an einer Kreuzung an und wir müssen uns wieder selbst mit dem leichten Gegenwind beschäftigen.

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Restaurants an der Straße sehe ich nun nicht mehr so häufig, und als ich in Nimitt auf etwa halber Strecke bis Sisophon eine etwas von der Straße zurückgesetzte Überdachung mit Tischen und Stühlen darunter sehe, halten wir dort an und nach kurzem Fragen macht uns der Chef auch eine schöne Portion Fried Rice mit etwas Gemüse und Shrimps.

Kurz vor dem Zentrum von Sisophon weist ein ganz neu und in Sandstein errichteter Torbogen auf einen sich dahinter befindenden Buddhistischen Tempel hin. Aus Sandstein habe ich solch einen Torbogen bisher weder in Thailand noch hier in Kambodscha gesehen, meist sind sie schlicht gemauert, mit Zement ausmodelliert und verziert, und dann mit viel leuchtender Farbe geschmückt. Dieser hier scheint eine Ausnahme zu sein Die sonstigen Tempelgebäude tragen selbst keinen Sandsteinschmuck. Von dem Gelände kommen einzelne Leute auf ihren Mopeds durch den Torbogen entgegen gefahren. Ein freundlicher Herr erklärt uns, dass es kein Problem wäre die Anlage zu besichtigen. Besonders spektakulär ist sie aber nicht, außer, dass alle Gebäude noch neu aussehen.

Am Tag drauf halten wir in der Gegend um Rohal an einem anderen Tempel, der etwa 500m abseits der Fernstraße und am Rande eines Dorfes liegt. Auch dieser ist erst vor einigen Jahren saniert worden und eine Tafel erklärt in welchen Jahren wieviele Spendengelder und aus welchen Ländern dafür verwendet wurden. Das Gelände des Tempels wirkt aufgeräumt, in einem größeren Teich sehen einige Lotuspflanzen in Blüte und an einige Ecken stehen sogar Mülleimer. Ob damit dem sonst überall sichtbaren Müllproblem begegnet werden soll?

Schon in Poipet lag viel Müll entlang der Straßen, und je weiter von der Hauptstraße entfernt, desto schlimmer. Entlang der Fernstraße, die auf einer hohen Böschung gebaut ist, liegt der Müll entlang der Böschung, oder unterhalb davon im Graben. Dort wird er dann offenbar von Zeit zu Zeit mitsamt dem trockenen Gras verbrannt. Spuren davon sind deutlich zu sehen. Abbrennen von trockenem Gras oder von Ernteresten auf Feldern ist hierzulande tägliche Praxis. Und es ist immer wieder auch Flugasche in der Luft unterwegs, die vermutlich von Bränden stammt, die weit ab der Straße auf Feldern für die Beseitigung der Erntereste kontrolliert gelegt werden. In der Ferne ist zumindest die eine oder andere Rauchsäule zu sehen und im Schweiß auf meinen Armen sammeln sich immer wieder kleine Ascheflocken.

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Das setzt sich in den Siedlungen entlang der Straße fort, wo manchmal auch offene Behältnisse aus alten Autoreifen als Sammelstellen dienen. Oft liegt der Müll jedoch drum herum. Ein Bewusstsein für den Dreck, bzw. ihn zu vermeiden, scheint es nicht zu geben. Das ist ziemlich traurig, zu sehen.

Kralanh ist ein deutlich kleineres Städtchen, eher ein Flecken mit großer Straßenkreuzung und einem Markt, der sich unweit dieser Kreuzung über mehrere schmale Gassen erstreckt. Außerdem gibt es dort eine große Schule.

Am Abend ist es gar nicht so leicht, noch etwas essbares zu finden. Manch kleines Straßenrestaurant schließt bereits am späten Nachmittag, dann wenn auch der Markt zur Ruhe kommt.

Am frühen Morgen werde ich vom Gesang eines Muezzins wach, der lange vor Sonnenaufgang zum Gebet ruft, und mit dem Sonnenaufgang ruft er später noch einmal. Am Abend war mir das nicht aufgefallen, aber vermutlich lag das an dem Straßenlärm vor dem Restaurant, in dem wir eine Weile gesessen hatten.

Schon vor Sonnenuntergang wurde die Luft leicht diesig von dem Rauch der dann plötzlich überall ist. Irgendwo zündet jemand den zusammengefegten Müll vor seinem Haus an, oder heizt den offenen kleinen Kohleherd zum Kochen des Abendessens an – und das natürlich überall in den kleinen Straßen.

Von Kralanh aus sind es dann keine 60 km mehr bis ins Zentrum von Siem Reap. Die Landschaft hatte sich schon gestern leicht verändert, in der Ferne war mehr dunkleres Grün zu sehen, dichtere Baumreihen zwischen größeren landwirtschaftlichen Flächen. Auch frisches Grün von Reisfeldern, so gesehen eine doch recht lebendige Landschaft, trotz der sengenden Hitze.

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Frischwasser-Reservoir östlich von Poipet
Veröffentlicht in Kambodscha, Thailand

Kambodscha zum Zweiten

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Kambodscha empfängt mich mit viel Staub und schwüler Hitze. Die Stadt Poipet, gleich hinter der Grenze zu Thailand gelegen, ist voller Lärm und Verkehr, staubig, und Dank der vielen Werbetafeln und Straßenhändler, die sich direkt am Straßenrand aufreihen, sehr unübersichtlich. Überall wuselnde Mopeds, die sich teilweise auch in entgegengesetzter Fahrtrichtung ihren Weg bahnen, hupende Autos und LKW, die zwar relativ langsam rollen, aber sich unbeirrbar ihren Weg bahnen.

Die Einreiseformalitäten haben sich viel länger hingezogen, als ich erwartet hatte, allerdings sind wir auch direkt zur Mittagszeit an der Grenze angekommen, was vielleicht ein ungünstiger Zeitpunkt war. Obwohl alle vier Schalter in der kleinen Immigration-Baracke auf kambodschanischer Seite offen waren. Nicht alle diensttuenden Grenzbeamten waren gleich hoch motiviert, so dauerte es etwa eine Dreiviertelstunde, bis der Einreisestempel mit 30 Tagen Aufenthaltserlaubnis endlich in meinen Pass gedrückt wurde.

Es macht bei der Einreise übrigens keinen Unterschied, ob schon ein Visum im Pass klebt, oder ob man erst noch zur Visa-Stelle muss, an der man auf dem Weg durchs Niemandsland eh vorbeirollt. Das Einkleben dieses Visa on arrival geht schnell vonstatten, kostet zur Zeit noch 30 US$, und einen zusätzlichen Einreisezettel muss man so oder so immer ausfüllen und abstempeln lassen. Auch, wenn man mit elektronischem Visum ankommt. Dieses e-Visum bringt keinen Vorteil; man muss es ausgedruckt mitbringen, und es hält alle anderen Wartenden auf, da der Beamte den Barcode dieses Ausdrucks scannen muss, und um dies machen zu können, muss er seinen Schalter verlassen und an einem separaten Arbeitsplatz diesen Ausdruck scannen und ablegen.
In meiner Warteschlange standen einige Spanier vor mir, für die der recht gemütlich agierende Beamte einige Extraminuten angesammelt hatte, allein durch die Bearbeitung der vielen e-Visa.
Ungeduldig werden hilft an solcher Stelle aber gar nicht, und in der Baracke war es immerhin schattig und dank der vielen Ventilatoren auch erträglich.

In Poipet muss ich mich dann erstmal orientieren, obwohl die Straße nur geradeaus führt. Die Fülle der Eindrücke und die Wärme des frühen Nachmittags wirken ermüdend. Etwa 2,5 Kilometer müssen wir bis zu dem von mir favorisierten Hotel in die Stadt hineinfahren. Vor zwei Jahren habe ich dort schon einmal übernachtet und es hat sich nicht verändert. Einzig das angegliederte kleine Restaurant ist nicht mehr in Betrieb, was schade ist, denn auf der kleinen Veranda konnte man abends einigermaßen ungestört vom Straßenverkehr sitzen. Die Zimmer mit Balkon liegen zur von der Hauptstraße abgewandten Seite und in der Nachmittagshitze trocknet die schnell durchgespülte Wäsche auch noch bis zum Abend.
In der näheren Umgebung des Ly Heng Chhay Hotels gibt es dann genügend Restaurants, wie wir später bei einer kurzen Erkundungstour sehen. Aber erst will ich mich mit Geld versorgen und der Zweitwichtigste Schritt heutzutage ist die Beschaffung einer SIM-Karte mit genügend Datenvolumen für die nächsten Wochen. Banken mit phantasievollen Namen und mit ATM gibt es einige und der Geldautomat, den ich wähle, spuckt leider nur US-$ aus, die ich beim nächstgelegenen Geldwechsler in Kambodschanische Riel umtausche, was natürlich nur ein Verlustgeschäft sein kann.
Eine SIM-Karte mit 30 Tagen Gültigkeit und einem Datenvolumen, das ich auch zuhause niemals in einem Monat verbrauchen würde, bekommen wir dann jeder für 9 Dollar. Die junge Dame in dem Laden von SMART Mobile ist sehr kompetent und hilfsbereit beim Einrichten der Karte.

Später am Abend sitzen wir dann in einem Khmer-Restaurant, das offenbar ausschließlich von Einheimischen besucht wird. Es gibt leckeren gegrillten Squid und eine mit Eiswürfeln gekühlte Rohkostplatte, dazu bestellen wir noch gebratenen Reis mit Gemüse und thailändisches Bier. Die Einheimischen halten es genauso.

Kurzzeitig fällt der Strom aus und draußen ist es längst dunkel. Nach kurzer Zeit leuchten einige ‚Glühwürmchen‘ in dem großen, hohen Restaurant auf, die Leute leuchten sich mit ihren Smartphones auf die Tische. Für solche Situationen habe ich meine Stirnlampe dabei, aber die liegt nun im Hotel, in Thailand gab es bisher keinen Bedarf dafür. Die Unterbrechung dauert aber nur wenige Minuten, während der sich der Straßenverkehr draußen allein mit den Fahrzeugscheinwerfern durch Staub und Dunst arbeitet.

Das letzte Quartier in Thailand, am Rande des Dörfchens Khlong Hat, war dagegen nochmal ein sehr schönes Beispiel für einfache aber gepflegte Bungalows, die dort abseits der Durchgangsstraße in eine Art Gärtnereibetrieb integriert sind. Die Managerin machte nicht viel Federlesen, als wir dort am frühen Nachmittag ankamen, und begrüßte uns gleich mit dem Zimmerpreis – „you get a room for 600 Baht“, ohne dass wir auch nur fertig gefragt hätten. Ein sauberer Raum in ruhiger Umgebung. Praktisch, dass die Dame auch kochen kann und am Abend für uns immerhin noch eine Reispfanne mit Gemüse zaubert.

Auch die letzten beiden Tagesstrecken in Thailand hatten Spaß gemacht. Die bergige Landschaft in der südlichen Hälfte der Provinz Sa Kaeo bietet schon eine andere Abwechslung fürs Auge, als es die Küstenregionen können. Bewaldete Berghänge, Karstlandschaften und landwirtschaftliche Flächen, hauptsächlich Zuckerrohr und gelegentlich kleinere Kautschuk-Plantagen.

Etwa 20 km nördlich von Ban Nam Ron waren bunte Zelte und so etwas wie ein Volksfest auf einem Klostergelände abseits der Straße 317 zu sehen und zu hören. Als würde ein Stadionsprecher Ansagen machen, dröhnte eine laute Stimme aus einem Lautsprecher auf dem Gelände. Vielleicht eine Sportveranstaltung? Als wir neugierig die Räder unterhalb der Zelte abstellen, werden wir sofort freundlich angesprochen und zum Essen und Probieren eingeladen. An einigen Tischen werden Obst und Getränke gereicht, frische Ananas und gefärbtes Wassereis an dünnen Holzstielen; irgendwo wird gegrillt. Ein freundlicher Herr versucht mit uns ins Gespräch zu kommen.


Der Grund der sonntäglichen Party ist offenbar der gemeinschaftliche Bau des Klostergebäudes. Das Dach wird gerade gedeckt und mehrere Stapel von Dachsteinen in zwei verschiedenen Farben liegen unter einem der bunten Zelte direkt vor dem Gebäude, das sich selbst noch im Rohbau befindet. Jeder kann sich mit Spenden beteiligen und einzelne Dachsteine mit Widmungen versehen, oder einfach nur signieren. Nach der freundlichen Einladung und der leckeren Ananas spenden wir auch und so kommt es, dass einer der orange gefärbten Steine jetzt meinen Namen trägt.
Wir bleiben nicht lange, denn was wir am Tag zuvor an Strecke gespart haben, müssen wir heute nachholen, bis nach Khlong Hat werden es etwa 75 Kilometer. Uns kommt dabei das wellige Straßenprofil etwas entgegen, denn es führt uns hauptsächlich abwärts und oft läuft das Rad wie von selbst.
In Soi Dao ziehen wir die Mittagspause nach etwa 35 km vor, da das Frühstück in Ban Nam Ron so spartanisch ausgefallen war. Ich habe längst Hunger und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, auf solch einer Reise zu wenig zu essen. Maik kann ich aber auch schnell überzeugen, außerdem wollen wir hier nochmal nach einem Fahrradwerkstatt Ausschau halten, der die Unwucht in seiner vorderen Felge bearbeiten kann. Das scheitert jedoch daran, dass an einem Sonntag zumindest in der Provinz viele Läden geschlossen bleiben. Auch später kommen wir noch in wunderschöner Landschaft an einer Fahrradwerkstatt vorbei, die der Eigentümer verschlossen und verlassen hat und wo uns auch die Nachbarin nicht helfen kann, ihn zu finden (obwohl er dort zu wohnen scheint).

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Also blieb nichts übrig, als bis heute und bis kurz vor die Grenze zu warten, denn die Stadt Aranya Prathet ist groß genug für mehrere Fahrradhändler, und wir haben dort letztlich auch Glück und finden einen gut ausgebildeten und ausgestatteten Zweiradmechaniker, der sich sofort die Zeit nimmt, Maik zu helfen. Anschließend ist die Vorderfelge beinahe wieder wie neu und wir müssen uns keine weiteren Gedanken deswegen machen.

Auf der Strecke von Khlong Hat bis Aranya Prathet, die immer wieder mal recht nah an der Grenze zu Kambodscha verläuft, gibt es dann an beinahe jeder größeren Kreuzung Check-Points von der Polizei, die auch alle besetzt waren, ohne dass wir aber angehalten wurden.

Hier in Kambodscha fallen uns sofort das etwas reserviertere Verhalten der Leute gegenüber uns Fremden und die viel geringere Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf. Die Grundsituation ist offenbar auch eine andere, denn schon in den Seitenstraßen ist die Armut offensichtlich, sind Häuser verwahrlost und liegt überall Müll herum, wird direkt an der Straße auf offenem Feuer gekocht und ist die Qualität dieser Nebenstraßen teilweise katastrophal.

Wie sich die Nationalstraße 5 in Richtung Osten entwickelt, werden wir dann morgen sehen, diese Straße führt eigentlich fast schnurgerade bis hinunter nach Phnom Phen. Wegen des Felgenproblems hatte ich beschlossen, keine weiteren Umwege bis Siem Reap zu fahren, wo die Reise für Maik dann geplant endet.

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