Veröffentlicht in Allgemein, Thailand

Zurück in Bangkok

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Wat Phlap Phla Chai am frühen Morgen

Liebe Freunde und Follower,

ein kurzes Update: gestern bin ich mit dem Nachtzug von Ubon Ratchathani aus bereits nach Bangkok zurückgekehrt, was bei diesem antiquierten Transportmittel auch eine interessante Erfahrung ist. Zuvor von Savannakhet aus über den Mekong nach Mukdahan und von dort zwei Tage später mit dem Bus nach Ubon Ratchathani. Meine Radreise ist als solche damit beendet. Nach China hätte ich wegen des Coronavirus-Ausbruchs eh nicht mehr fahren können, so habe ich bereits frühzeitig über eine Verkürzung nachgedacht.

Dummerweise habe ich mir auf dem Weg nach Savannakhet irgendetwas eingefangen, das meinen Abbruch leider etwas beschleunigt hat und das ich hier nun erstmal näher abklären lassen will. Es geht mir nicht wirklich schlecht, aber es geht auch nicht richtig gut.

Die noch fehlenden Berichte folgen dann irgendwann noch nach…

Veröffentlicht in Laos

Pistengaudi und kleine Komfortzonen

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Nun ja, die Straßen in direkter Nähe zum Mekong sind nicht gerade die besten. Schon der Abzweig von der Fernstraße 13 nach Nakasong hinunter und an das östliche Ufer des Mekong ist löchrig. Der Asphalt fehlt dort teils großflächig, die Löcher sind oft nur grob mit Schotter oder Sand überdeckt. Mit dem Fahrrad zirkelt man drum herum oder außen vorbei, Busse brettern drüber hinweg und schmeißen dichte Staubwolken. Auf den kleineren Mekong-Inseln gibt es nicht einmal Straßen, das Hauptverkehrsmittel ist dort das Moped und dem reicht auch ein schmaler Pfad.

Nachdem ich mich kurz in Hua Det, dem kleinen Ort auf Don Det umgesehen hatte, der hauptsächlich aus Bars, Restaurants und Gästehäusern besteht und den Eindruck einer großen Chill-out-Zone im Karibik-Stil macht, wobei die Gebäude teils aus Kolonialzeiten stammen oder entsprechend gestaltet sind. Sicherlich mag dies für manchen ein Urlaubsparadies sein, aber wohlfühlen würde ich mich dort nicht. Es mag komisch klingen, aber das Bild wird ein wenig durch die vielen westlichen Touristen getrübt, deren nicht vorhandene Kleiderordnung eben überhaupt nicht dorthin passt.

Mit der nächsten Möglichkeit lasse ich mich auf die nördlich von Hua Det gelegene Insel Don Som übersetzen, was zufällig recht schnell geht, weil noch jemand mit Motorrad dorthin will und der kleine, motorisierte Schwimmponton gerade jemanden in Hua Det anlandet. Nach Don Som verirren sich Touristen sonst eher nicht, um zu bleiben. Dort gibt es lediglich kleine Siedlungen entlang des Uferbereichs und Reisfelder, die aus dem Fluss bewässert werden. Unter dem Karrweg, der die langgezogene Insel fast ganz umrundet, queren immer wieder Wasserrohre zu den Feldern oder ganz allgemein zur Versorgung einzelner Grundstücke. Stolperstellen fürs Fahrrad, denn oft ist der Pfad an diesen Stellen leicht abgesackt, oder aber das Rohr ragt nach oben aus dem Boden heraus, so dass ich jeweils scharf abbremsen muss, bevor ich drüber rolle.

 

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Die Häuser an denen ich vorbei komme, sind in der Regel auf Stelzen gebaut und unter dem Haus ist den ganzen Tag über Schatten, wo sich die Bewohner gerne aufhalten, sofern sie zuhause sind. Kinder rufen mit ihr schrilles „Sa-bai-dee“ oft entgegen, ohne dass ich sie im Schatten der Häuser erkenne.Manchmal stehen sie auch winkend am Pfad. Und es wird häufig gebrüllt, während ich die Augen gar nicht vom unebenen Boden nehmen will. Schneller bin ich durch eine im Schatten eines Baumes liegende Bodenwelle hindurch gerumpelt, und in Folge auf dem Rad zusammengestaucht, als mir lieb ist.

Letzten Endes ist es ein schönes Fahren über diese Insel, der Pfad wird vorübergehend zu einer breiteren Piste, gabelt sich irgendwann, wird wieder schmaler und sehr uneben und irgendwann bin ich am nächsten Fährpunkt. Ich komme nicht sehr schnell vorwärts, aber die Landschaft mit den vielen Reisfeldern, mit den buddhistischen Klöstern (die auch auf Don Som nicht fehlen) mit den irritiert schauenden Mopedfahrern und -fahrerinnen und den immer wieder freundlich „Hallo“ – „Sa-bai-dee“ rufenden Leuten bin ich hier in einer weit von meinem eigenen Alltag entfernten Welt angekommen. Auch nach dem erneuten Übersetzen nach Don Khong, der größten der Mekong-Inseln bleibt die Straße zunächst eine staubige Piste, geht aber in Asphalt über, an der Kreuzung mit einer vom östlichen Flussufer kommenden Straße, die seit einigen Jahren die kleine Stadt Muang Khong eben mit dem Festland verbindet.

Muang Khong hat sogar mehrere größere Hotels und ich gönne mir nach den letzten beiden anstrengenden Tagen einmal ein großes Zimmer mit Blick nicht nur über den Fluss, sondern auch auf einen Pool direkt vor der Zimmertür. Bevor ich die Biene ausstrecke kann ich mit einigen Runden in diesem Pool einmal wieder ganz andere Muskelgruppen zur Arbeit bewegen – eine schöne Entspannung nach dem staubigen Tag.

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Die Hoffnung, allzeit guten Asphalt oder Beton unter die Räder nehmen zu können, stirbt immer dann, wenn der Asphalt auch tatsächlich endet. In Muang Khong endet der Aspahlt in Richtung Norden z.B. exakt mit dem letzten Wohngrundstück und geht nahtlos in eine Baustelle über; halbseitig frisch gegossener Beton, noch abgedeckt und feucht gehalten. Die andere Hälfte liegt etwa 20 cm tiefer und ist fest planierter Sand, der manchmal leider gar nicht so fest planiert ist.

Das Betonband wächst in Handarbeit in nördlicher Richtung weiter, nach etwa 4 Kilometern habe ich die Stelle passiert. Leider kommen mir die Betonmischer auf der Piste entgegen, was jeweils ein ordentliches Staubbad bedeutet. Die Erholung vom Vorabend ist schnell dahin. Und so schön gestern die schmalen, unebenen Wirtschaftspfade auf Dom Som gewesen sind, so brutal ist hier die um Don Khong herumführende Piste, deren Qualität mit manchmal recht grobem, scharfkantigem Kies stark schwankt, denn sie wird von mehr Fahrzeugen genutzt. Die anliegenden Häuser tragen eine dicke Staubschicht.

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Und immer wieder sorgt der Fluss für Abwechslung. Von Don Khong bringt mich eine weitere kleine Fähre ans westliche Flussufer, am späten Nachmittag ist es eine rustikale Seilfähre, die einen der vielen Zuläufe des Mekong überbrückt. Die meisten schmalen Bäche sind mit Brücken überspannt, bei denen jeder Kleinlaster nur im Schritttempo drüber rollt, weil die Holzbeplankung marode und teilweise löchrig ist. Vertrauen sollte man schon haben.

Eine launige Piste bleibt die westliche Uferstraße bis einige Kilometer vor Soukhouma, einem größeren Ort etwas abseits des Flusses, in dem ich ein einfaches Gästehaus finde und nette Leute im Ort, die in ihrem Wok auch noch eine größere Portion Reis mit Ei und Gemüse zaubern können. Mittags gab es, wie so häufig, Nudelsuppe.

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Veröffentlicht in Laos

Die Inseln im Mekong

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Auf der Insel Don Som

Es gibt viele Inseln in diesem längsten Fluss Asiens, allein hier im Süden von Laos sollen es 4000 sein. Was alles dazu zählt, ob jede einzelne Grassode, die aus dem Wasser ragt, oder ob nur bewohnte Inseln dazu zählen – ich kann es nicht sagen. Drei davon sehe ich mir näher an – Don Det, Don Som und Don Khong – und springe dazu mit unterschiedlichen Booten von Insel zu Insel, denn die Verbindungen zwischen den besiedelten Inseln sind gut organisiert, zu Preisen zwischen 10.000 und 20.000 Kip, je nach Streckenlänge. Don Det ist z.B. sehr beliebt bei Backpackern und der Ticket-Verkauf für die Überfahrt läuft in Nakasong am östlichen Ufer des Flusses an einem eigens errichteten Counter. In Nakasong enden all die Busverbindungen, die Leute zu den Inseln bringen, und um die frühe Mittagszeit ziehen dort Dutzende von Touristen mit bunten Rucksäcken bepackt die schattenfreie Hauptstraße entlang vom Sammelparkplatz der Busse zum Flussufer und zu den dort liegenden, bzw. pendelnden Booten.

Zwischen all diese Rucksackträger will ich mich mit dem Fahrrad nun nicht gerade drängen und setze mich in den Schatten eines kleinen Restaurants oberhalb des Flussufers und esse erst eine – Nudelsuppe, es gibt hier mal wieder eine. Kurz zuvor hatte ich am Ortseingang von Nakasong, im Laden eines Smartphone-Händlers Esther und Vassiliy getroffen, eine Vietnamesin und einen jungen Russen auf gemeinsamer Radreise von Jakarta nach Hanoi. Die beiden hatten das gleiche Problem wie ich, nämlich eine hiesige SIM-Karte für den mobilen Internet-Zugang gekauft, die nicht richtig funktionierte, und ließen sich nun helfen. Meine Karte, die ich schon gestern gekauft hatte, musste lediglich für das gewünschte Internet-Package aktiviert werden. Das dauerte nur wenige Minuten, aber bei den Beiden schien das Problem etwas größer zu sein.

Südlich von Ban Thakho, wo ich meine erste Nacht in Laos verbracht habe, tosen die Wassermassen des Mekong einige Stromschnellen und kleinere Wasserfälle hinunter. Ein nettes Naturschauspiel, das hier touristisch noch eher bescheiden aufgezogen wird, abgesehen, dass man selbst fürs Fahrrad eine Parkgebühr bezahlen und dann für den Zugang zu den Aussichtspunkten ein Ticket kaufen muss. Es gibt ein View-Restaurant und ein Café und wenn man früh am Morgen dorthin kommt, dann hat man den kleinen Park fast für sich alleine. Selbst die Souvenir-Händler sind dann noch nicht alle am Start.

Die Aussicht ist jetzt nicht so übermäßig spektakulär, der Wasserstand des Mekong auch verhältnismäßig niedrig, trotzdem wollte ich die Wasserfälle einmal gesehen haben, wenn ich schon hier in der Nähe bin. So habe ich heute einen eher geruhsamen Tag, denn auch auf den Inseln mache ich nur wenig Strecke und komme nicht besonders schnell vorwärts, denn Straßen sind rar, schmale Wirtschaftspfade bilden dort das Verbindungsnetz, das sich über die verschiedenen Bootsverbindungen über eine ganze Reihe von Inseln erstreckt.

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Khone Pha Pheng

Gestern Nachmittag war ich nach einer harten Etappe entlang der NR7, die Teil des Asia-Highways AH-11 ist, nach Laos eingereist und nur wenige Kilometer hinter der Grenze in einem einfachen Motel abgestiegen. Diese NR7 ist größtenteils eine schlechte Piste aus losem Laterit-Granulat und sich auflösendem Betonunterbau, manchmal ist die Straße vorübergehend auch asphaltiert,oft ist es ein ständiger Wechsel.

Glücklicherweise ist das Verkehrsaufkommen aber relativ gering, dafür, dass es sich um eine internationale Fernverbindung handelt. Deswegen lassen sich die etwa 60 km zwischen Stung Treng und der Grenzstation auch ganz gut fahren, trotz schlechter Versorgungslage. Restaurants gibt es wenige entlang dieser Strecke und eines, dass mir auch tatsächlich etwas zu essen bieten konnte, habe ich erst nach rund 50 km gefunden. Ein karger Landstrich, in dem die eine größere Bananen-Plantage, an der ich vorbeikomme, irgendwie fehlplatziert wirkt.

Der Grenzübergang von Kambodscha nach Laos wirkte dann irgendwie auch wie tot. Der Schlagbaum blieb unten, als ich mich näherte. Also Kopf einziehen und drunter durchrollen, ein einheimischer Mopedfahrer macht es in umgekehrter Richtung genauso. Die Ausreise aus Kambodscha geht schnell vonstatten. Nochmal die Fingerabdrücke scannen, Abschiedsfoto und Tschüss. Auch auf der Seite von Laos bleibt der Schlagbaum unten und hier stehen auch noch einige Personen aus dem thailändischen Reisebus, der einige Minuten bevor ich die Grenze erreicht hatte, an mir vorbei gefahren war, an den beiden Schaltern an. Aber ich habe Zeit, muss noch einen Einreisezettel ausfüllen, der dann später in meinen Pass geheftet wird. Als erstes wird aber von einer Sanitäterin meine Körpertemperatur erfasst – ich könnte ja Fieber haben.

Ich erinnere mich, dass vor sechs Jahren, als ich die Grenze zwischen Simbabwe und Sambia überquert hatte auch als erstes jemand im weißen Kittel die Körpertemperatur aller Einreisenden kontrolliert hatte. Das Gleiche später am Flughafen von Windhoek in Namibia. Schon komisch: irgendeine Epidemie ist immer.

Hier verlangt man nach kurzer Prüfung des ausgefüllten Zettels und des Visums in meinem Pass noch 2 Dollar Stempelgebühr, eine interessante Erfindung. Als ich noch um einen Stempel für mein Tagebuch bitte, macht man mir klar, dass ich doch weiterfahre solle. Schade.

Die Qualität der Straße wird dann geringfügig besser und kurz hinter der Grenze weist ein Kilometerstein darauf hin, dass es noch 823 km bis nach Vientiane sind. Eine Strecke, die ich mir auf die kommenden zwei Wochen aufteile, nicht immer nur der Fernstraße 13 nach, als die sie hier in Laos ausgewiesen ist. Der Mekong hat schließlich zwei Uferseiten und eben viele Inseln, auf denen ich heute schon mal angefangen habe.

Veröffentlicht in Kambodscha

Zur Brücke am Mekong

Fünf Tage nachdem ich Siem Reap verlassen habe, komme ich heute bei Stung Treng über den Mekong. Die Brücke sieht nicht sehr spektakulär aus, obwohl der Fluss hier eine Breite von etwa 1,5 Kilometern hat, aber der Fluss macht was her – und er sieht so unberührt aus. Da der Mekong nur bis zur Grenze zu Laos schiffbar ist, ist er als Wasserstraße in dieser Region wirtschaftlich nicht interessant, und deshalb sind keine großen Schiffe zu sehen. Die Stadt ist auch nicht besonders groß, gilt aber als Grenzstadt zum etwa 50 km entfernten Laos und ist Verwaltungssitz für den Bezirk Stung Treng, außerdem Knotenpunkt für verschiedene Busverbindungen weiter ins Land oder ins benachbarte Laos.

Nach den drei Tagen mit Fahrrad und Tuk-Tuk in Angkor Wat, war es beinahe wie ein Neuanfang und ein gutes Gefühl, mit all dem Gepäck wieder ‚auf die Strecke‘ zu gehen. Ich wollte aber Siem Reap nicht verlassen, ohne noch einmal durch den großen Park von Angkor Wat zu rollen. Der Banteay Kdei Tempel fehlte mir noch und lag mit einem nur kurzen Umweg gut auf meiner Strecke. Eine kleine Tempelruine, die auf den kürzeren Rundtouren durch den Park nicht angefahren wird und deshalb nur verhältnismäßig wenige Besucher hat, obwohl sie z.B. vom Ta Phrom Tempel gar nicht so weit entfernt liegt.

Durch diesen kleinen Umweg kam ich auch gar nicht in die Versuchung, die stark befahrene NR6 in Richtung Osten zu benutzen, um von Siem Reap weg und in Richtung Preah Vihear zu kommen, sondern folgte einfach der aus dem Park hinaus führenden Straße und konnte noch für einige Kilometer vom Schatten spendenden Wald profitieren.

Eine kleine (touristisch aufbereitete) Siedlung befindet sich dort, die ein wenig das rurale Leben der Region demonstrieren soll und mit einigen Restaurants auf Besucher aus dem Park von Angkor wartet. Um die frühe Mittagszeit war dort aber nicht allzu viel los und ich habe mich auch nicht aufhalten lassen, meine Strecke bis nach Svay Leu war noch lang genug.

Weit ab der Hauptverbindungsstraße und fern der Touristenspots änderte sich dann das Bild auch ein wenig. Diese Nebenstrecke brachte mich durch langgezogene Siedlungen mit teils modernen im Khmerstil errichteten Wohnhäusern und auch einfacheren Holzbauten, aber eigentlich immer sauberen Grundstücken, ganz im Gegensatz zu den ersten Tagen zwischen Poipet und Siem Reap.

Oft betreiben die Leute Landwirtschaft im kleinen Stil, mit ein paar Rindern, oder mit ein paar Parzellen Reis, wobei die Felder zur Zeit trocken liegen. Geschäfte sind allerdings rar, finden sich fast nur noch an Kreuzungspunkten verschiedener Straßen. Aber fast immer befindet sich unverhofft und zum richtigen Zeitpunkt eine Straßenküche am Fahrbahnrand, die Suppe mit Nudeln oder gebratenen Reis mit Ei bietet oder schnell zaubern kann.

Auf der relativ kurzen Etappe von Svay Leu nach Moreal am zweiten Tag gibt’s Nudelsuppe zum Frühstück und esse ich am späten Vormittag noch einmal (dann allerdings kalt) eine Gurken-Nudelsuppe, die mich irgendwie an Estland und eine Gurkensuppe erinnert, die ich dort einmal vor einigen Jahren gegessen habe.

Schön ist, dass man die freundlichen Leute immer direkt ansprechen kann und sie selbst auch keine Scheu haben, selbst wenn die Verständigung überhaupt nicht funktioniert. Die Auswahl in den Töpfen ist nie besonders groß und trotzdem bekomme ich oft mehr, als ich erwartet hätte auf den Teller. In Svay Leu wollte ich am Abend schon aufgeben, da ich gegen 19 Uhr schon zu spät dran war und einige der kleinen Restaurants im Ort bereits beim Aufräumen waren. Ein junger Koch sagte mir, ich könne ja zu ihm frühstücken kommen, aber jetzt hätte er schon geschlossen. Zwei andere überdachte Hallen mit Tischen und Stühlen waren zwar voller Gäste, aber dort war Selbstkochen mit Hotpot angesagt. Die Betreiber verkaufen einem dort nur die Zutaten und man muss wissen was man will. Nichts für eine hungrige Einzelperson.

Bei einem sehr beschäftigten Koch mit Wok und Grill, der nur zwei Tische in seinem offenen Raum zu stehen hatte, habe ich dann letztlich noch eine leckere Portion gebratene Nudel mit viel Gemüse bekommen. Während ich dort gegessen habe, kamen ständig Leute vorbei um jeweils ihre telefonische Bestellung abzuholen und setzten sich zwei junge Mädchen mit an meinen Tisch, die gemeinsam eine große Portion Papaya-Salat (zumindest ja es danach aus) mit Krebsen genüsslich und mit intensiver Unterhaltung gegessen haben. Offenbar die Spezialität aus dem großen hölzernen Mörser des Kochs, in dem er immer neue Gerichte zubereitet hat. Unter lautem Knacken und Krachen haben die beiden Mädchen die Panzer der Krebse klein geknabbert – auch eine Eigenheit der Khmer, Meeresfrüchte und auch Fleisch immer mit möglich viel und splittrigen Knochen zu essen. Wenn man Reis mit Huhn bestellt, dann kann man sich häufig (nicht immer) auf viel Knorpel und Knochen, aber wenig Fleisch einstellen.

Die letzten fünf Tage haben viel Kraft gekostet, da ich nun fast immer gegen den teils böigen Ostwind anfahren musste, durch ein manchmal auch profiliertes Gelände. Besondere Highlights sind entlang der Strecke auch nicht zu sehen, eigentlich das ideale Terrain, um Strecke zu machen. Leute, die mir entgegen kamen, haben vom Wind jedenfalls profitiert. Das waren allein heute zwei Holländerinnen gegen Mittag auf halber Strecke, und etwas später am Nachmittag noch ein junger Brite auf Weltreise. D.h. auch, dass ich keine unbekannte Strecke fahre. Vielleicht haben auch deswegen die Polizisten an ihrem Checkpoint so verschmitzt gelächelt – ach schon wieder so ein Irrer auf ’nem Fahrrad.

Kinder am Straßenrand freuen sich jedenfalls nach wie vor über jeden hellhäutigen Radfahrer der vorbeikommt und rufen ihr manchmal schrilles „Helloo!“ meist bevor ich sie überhaupt registriere. SchülerInnen winken oft etwas zurückhaltender, aber wahrgenommen werde ich bunter Tourist von offenbar viel mehr Menschen, als ich im Vorbeirollen an ihrem oft grauen Alltag selbst sehe.

Mir drängen sich eher die Gerüche auf, vom verbrennenden Plastikmüll, vom Holzkohlenfeuer, von kochendem Reis, von am Straßenrand trocknenden Maniokwurzeln, denn etwa zwei Tage lang komme ich durch eine Gegend in der davon viel angebaut wird. Die Ernte ist offenbar gerade gelaufen, denn ich sehe einerseits viele einachsige Hänger mit Zugmaschine, die mit Maniokwurzeln beladen zu den nächsten Sammelpunkten fahren. Die Wurzeln werden in Handarbeit in Streifen gehackt und großflächig zum Trocknen in die Sonne gelegt. Diese weißen Wurzeln strömen in der Wärme einen typischen süßlichen Geruch aus, der mir natürlich im Vorbeirollen in die Nase steigt.

Die trockenen Wurzeln werden in Säcke verpackt und wieder mit den in ganz Kambodscha verbreiteten, einachsigen Zugmaschinen zu Lagern gebracht von wo aus sie mit größeren LKW zur weiteren Verarbeitung abtransportiert werden.

In Moreal war unweit des Gästehauses, in dem ich übernachtet hatte, solch ein Lager und abends wurden dort fleißig einige LKW beladen.

Tagsüber die Wärme, abends der aufsteigende Rauch und Dunst, nachts kläffende Hunde beinahe überall, und morgens ab sechs Uhr Xylophon-ähnliche Musik und sphärische Klänge vom nächstgelegenen Kloster. Die Geräusche hören fast nie auf, aber irgendwann in der Nacht manchmal auch eine monotoner Gesang der Mönche. Ebenfalls in Moreal spielte die Musik bereits am Nachmittag und hielt beinah die ganze Nacht über an.

Diese Musik kann sehr beruhigend wirken, wenn sie nicht zu laut gespielt wird, was leider meist der Fall ist. Hier in Stung Treng habe ich allerdings noch nichts vom etwa 400 m entfernt gelegenen Kloster /Tempel gehört.

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