Veröffentlicht in Kambodscha

Pausentage in Ruinen

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Siem Reap ist eine sehr geschäftige Stadt, die Dank der einmaligen, mittelalterlichen Tempelanlagen von Angkor Wat von Touristen aus aller Welt überflutet wird. Damit arrangiert man sich, darauf ist man eingerichtet und davon lebt man. Wer will, kann sich in eines der vielen, an westlichen Bedürfnissen orientierten Restaurants oder Cafés setzen und die Beine hochlegen, oder dem kambodschanischen Alltag ins Auge blicken und das Treiben in Nebenstraßen und auf Märkten erkunden. Man kann sich aber auch eine Mehrtageskarte für den Besuch des archäologischen Parks von Angkor Wat besorgen und entweder mit Fahrrad oder Tuk-Tuk das riesige Gelände auf eigene Faust erkunden.

Die Tickets bekommt man in einem eigens errichteten Gebäude außerhalb der Stadt, auf etwa halber Strecke vom Zentrum zum Park, und nachdem wir den Freitag als ersten Pausentag ruhig haben beginnen lassen und tatsächlich erstmal die Füße etwas hochgelegt und später uns nach Fahrradgeschäften erkundigt haben, um eine Verpackung für Maiks Fahrrad für die Rückreise zu finden, sind wir am Nachmittag doch noch mit den Rädern zu den Tempelanlagen gefahren, um einen ersten Eindruck zu bekommen.

 

 

Die über mehrere Jahrhunderte einzuordnenden verschiedenen Tempel, die unter verschiedenen Königen der Khmer im Mittelalter errichtet wurden und mal hinduistisch, mal buddhistisch ausgerichtet waren, manchmal nach religiöser Neuorientierung eines nachfolgenden Königs auch umgewidmet wurden, bieten viel Stoff, den man an geeigneterer Stelle – z.B. bei Wikipedia – nachlesen kann.

Es ist faszinierend, wieviel Fläche diese Tempel teilweise beanspruchen, manchmal mit einem breiten Wassergraben umgeben, wie die Tempel Angkor Wat und Preah Khan, ebenso der deutlich kleinere Ta Phrom Tempel, verglichen mit der später errichteten Stadt Angkor Thom, die auf ihrer ummauerten Fläche von 3 x 3 km eine Million Menschen beherbergt haben soll. Nichts ist von der hölzernen Wohnbebauung geblieben, nur die Reste der steinernen Tempel zeugen von einer einst blühenden Kultur, die allerdings den Eroberungszügen der Könige von Siam im 13ten Jahrhundert nicht allzu viel entgegensetzen konnte. Die Stadt Angkor Thom wurde wohl fluchtartig verlassen.

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Natürlich nutze ich die Tage hier auch, um vom Radfahren auf andere Gedanken zu kommen und um mal wieder anderes als Nudelsuppe oder gebratenen Reis zu essen. Ab und an ein Omlett oder Müsli zum Frühstück nehme ich auch gerne. In der Star Bar unweit des kleinen Hotels wird am Sonntagmorgen ab 6 Uhr eine Übertragung vom Super Bowl der American Football League auf einer großen Leinwand gezeigt und allen Ernstes verkauft das Restaurant dafür Tickets und ist sogar ziemlich gut besucht, als wir um 8 Uhr daran vorbei spazieren. Das Omlett schmeckt aber auch im „Viva“ am alten Markt.

Am Fahrrad bekommt die Kette nach den inzwischen rund 800 gefahrenen Kilometern frisches Öl und neue Spannung. Die Kette längt sich im Laufe der Zeit leicht, und ab und zu ist deshalb ein Nachjustieren der Hinterachse bzw. der Getriebenabe nötig. Dabei stelle ich fest, dass ich mir im Hinterrad einen breiten Riss im Profil des Reifens eingefahren habe. Der geht offenbar nicht bis in die Karkasse durch, aber lässt mich an meinem letzten Tag in der Stadt noch nach einem Ersatzreifen suchen. Wie sich herausstellt, sind 28“-Räder gar nicht so verbreitet, bei den doch recht zahlreichen Fahrradhändlern, die wir auf der Suche nach einem Karton für Maiks Fahrrad kennengelernt haben. Mountain-Bikes mit 29″-Rädern sind viel gängiger denn die bieten meist auch die vielen Fahrradverleiher an.

Bei einem Specialized-Händler, der neben einzelnen Rennrädern auch klassische Modelle im Angebot hat, finde ich aber einen passenden Trekkingreifen aus chinesischer Produktion, den ich auf der Weiterreise mitnehmen werde.

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Veröffentlicht in Kambodscha

Über Sisophon gen Osten

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Das nächste größere Ziel ist nun die Stadt Siem Reap, wo ich einige Tage Pause eingeplant habe. Das Land bietet zunächst wenig Abwechslung und auch wenig Schatten entlang der stark befahrenen Nationalstraße 5. Tagsüber ist es in Kambodscha heißer als in Thailand, obwohl das Thermometer nicht mehr anzeigt, als dort. Die Luftfeuchte ist offenbar geringer, dafür kühlt es nachts sogar etwas weiter ab. Die NR 5 führt schnurgerade in Richtung Osten. An einem Verkehrskreisel etwa 7 km außerhalb von Poipet, können wir im Laden einer modern eingerichteten Tankstelle noch einmal Saft nachkaufen. Damit lässt sich das ansonsten sehr geschmacklose Wasser für unterwegs etwas aufpeppen.

Entlang der Straße wird es später nur schlichte Verkaufsstände geben, die zwar auch alles mögliche bieten, Wasser aber meist nur in kleinen Flaschen und Obstsaft ist dort gar nicht zu sehen. Einen komfortablen Seitenstreifen am Fahrbahnrand, wie an vielen Straßen in Thailand, gibt es hier nicht, oder zumindest ist die Markierung längst verschwunden. Also immer schön rechts halten und auf Hindernisse achten, denn gern hält jemand mal eben am Rand an. Ansonsten ist die Hupe hierzulande ein wichtiges Kommunikationsmittel.

Abgesehen von der Hitze, mit der ich zurecht kommen muss, drückt hier auch noch leichter Wind von vorn gegen den Fahrkomfort. So wechseln wir uns gelegentlich mit dem Geben von Windschatten ab, was durchaus etwas bringt. Für einige Kilometer hänge ich mich sogar hinter einen der kleinen Lastenhänger mit einachsiger Zugmaschine, der Zuckerrohr geladen hat und mit knapp 18 km/h unterwegs ist, Maik hinter mir. Oben auf dem Stapel Zuckerrohr hat sich eine Frau in Arbeitskleidung mit Sonnenhut ausgestreckt, die dort döst.

Das ist für eine kurze Zeit ein zwar etwas langsameres Vorwärtskommen, aber dafür ein ziemlich entspanntes Fahren. Die schnelleren von hinten kommenden Fahrzeuge fahren so auch ganz automatisch mit genügend Abstand an uns vorbei. Leider hält der Fahrer schon im nächsten Dorf an einer Kreuzung an und wir müssen uns wieder selbst mit dem leichten Gegenwind beschäftigen.

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Restaurants an der Straße sehe ich nun nicht mehr so häufig, und als ich in Nimitt auf etwa halber Strecke bis Sisophon eine etwas von der Straße zurückgesetzte Überdachung mit Tischen und Stühlen darunter sehe, halten wir dort an und nach kurzem Fragen macht uns der Chef auch eine schöne Portion Fried Rice mit etwas Gemüse und Shrimps.

Kurz vor dem Zentrum von Sisophon weist ein ganz neu und in Sandstein errichteter Torbogen auf einen sich dahinter befindenden Buddhistischen Tempel hin. Aus Sandstein habe ich solch einen Torbogen bisher weder in Thailand noch hier in Kambodscha gesehen, meist sind sie schlicht gemauert, mit Zement ausmodelliert und verziert, und dann mit viel leuchtender Farbe geschmückt. Dieser hier scheint eine Ausnahme zu sein Die sonstigen Tempelgebäude tragen selbst keinen Sandsteinschmuck. Von dem Gelände kommen einzelne Leute auf ihren Mopeds durch den Torbogen entgegen gefahren. Ein freundlicher Herr erklärt uns, dass es kein Problem wäre die Anlage zu besichtigen. Besonders spektakulär ist sie aber nicht, außer, dass alle Gebäude noch neu aussehen.

Am Tag drauf halten wir in der Gegend um Rohal an einem anderen Tempel, der etwa 500m abseits der Fernstraße und am Rande eines Dorfes liegt. Auch dieser ist erst vor einigen Jahren saniert worden und eine Tafel erklärt in welchen Jahren wieviele Spendengelder und aus welchen Ländern dafür verwendet wurden. Das Gelände des Tempels wirkt aufgeräumt, in einem größeren Teich sehen einige Lotuspflanzen in Blüte und an einige Ecken stehen sogar Mülleimer. Ob damit dem sonst überall sichtbaren Müllproblem begegnet werden soll?

Schon in Poipet lag viel Müll entlang der Straßen, und je weiter von der Hauptstraße entfernt, desto schlimmer. Entlang der Fernstraße, die auf einer hohen Böschung gebaut ist, liegt der Müll entlang der Böschung, oder unterhalb davon im Graben. Dort wird er dann offenbar von Zeit zu Zeit mitsamt dem trockenen Gras verbrannt. Spuren davon sind deutlich zu sehen. Abbrennen von trockenem Gras oder von Ernteresten auf Feldern ist hierzulande tägliche Praxis. Und es ist immer wieder auch Flugasche in der Luft unterwegs, die vermutlich von Bränden stammt, die weit ab der Straße auf Feldern für die Beseitigung der Erntereste kontrolliert gelegt werden. In der Ferne ist zumindest die eine oder andere Rauchsäule zu sehen und im Schweiß auf meinen Armen sammeln sich immer wieder kleine Ascheflocken.

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Das setzt sich in den Siedlungen entlang der Straße fort, wo manchmal auch offene Behältnisse aus alten Autoreifen als Sammelstellen dienen. Oft liegt der Müll jedoch drum herum. Ein Bewusstsein für den Dreck, bzw. ihn zu vermeiden, scheint es nicht zu geben. Das ist ziemlich traurig, zu sehen.

Kralanh ist ein deutlich kleineres Städtchen, eher ein Flecken mit großer Straßenkreuzung und einem Markt, der sich unweit dieser Kreuzung über mehrere schmale Gassen erstreckt. Außerdem gibt es dort eine große Schule.

Am Abend ist es gar nicht so leicht, noch etwas essbares zu finden. Manch kleines Straßenrestaurant schließt bereits am späten Nachmittag, dann wenn auch der Markt zur Ruhe kommt.

Am frühen Morgen werde ich vom Gesang eines Muezzins wach, der lange vor Sonnenaufgang zum Gebet ruft, und mit dem Sonnenaufgang ruft er später noch einmal. Am Abend war mir das nicht aufgefallen, aber vermutlich lag das an dem Straßenlärm vor dem Restaurant, in dem wir eine Weile gesessen hatten.

Schon vor Sonnenuntergang wurde die Luft leicht diesig von dem Rauch der dann plötzlich überall ist. Irgendwo zündet jemand den zusammengefegten Müll vor seinem Haus an, oder heizt den offenen kleinen Kohleherd zum Kochen des Abendessens an – und das natürlich überall in den kleinen Straßen.

Von Kralanh aus sind es dann keine 60 km mehr bis ins Zentrum von Siem Reap. Die Landschaft hatte sich schon gestern leicht verändert, in der Ferne war mehr dunkleres Grün zu sehen, dichtere Baumreihen zwischen größeren landwirtschaftlichen Flächen. Auch frisches Grün von Reisfeldern, so gesehen eine doch recht lebendige Landschaft, trotz der sengenden Hitze.

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Frischwasser-Reservoir östlich von Poipet
Veröffentlicht in Kambodscha, Thailand

Kambodscha zum Zweiten

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Kambodscha empfängt mich mit viel Staub und schwüler Hitze. Die Stadt Poipet, gleich hinter der Grenze zu Thailand gelegen, ist voller Lärm und Verkehr, staubig, und Dank der vielen Werbetafeln und Straßenhändler, die sich direkt am Straßenrand aufreihen, sehr unübersichtlich. Überall wuselnde Mopeds, die sich teilweise auch in entgegengesetzter Fahrtrichtung ihren Weg bahnen, hupende Autos und LKW, die zwar relativ langsam rollen, aber sich unbeirrbar ihren Weg bahnen.

Die Einreiseformalitäten haben sich viel länger hingezogen, als ich erwartet hatte, allerdings sind wir auch direkt zur Mittagszeit an der Grenze angekommen, was vielleicht ein ungünstiger Zeitpunkt war. Obwohl alle vier Schalter in der kleinen Immigration-Baracke auf kambodschanischer Seite offen waren. Nicht alle diensttuenden Grenzbeamten waren gleich hoch motiviert, so dauerte es etwa eine Dreiviertelstunde, bis der Einreisestempel mit 30 Tagen Aufenthaltserlaubnis endlich in meinen Pass gedrückt wurde.

Es macht bei der Einreise übrigens keinen Unterschied, ob schon ein Visum im Pass klebt, oder ob man erst noch zur Visa-Stelle muss, an der man auf dem Weg durchs Niemandsland eh vorbeirollt. Das Einkleben dieses Visa on arrival geht schnell vonstatten, kostet zur Zeit noch 30 US$, und einen zusätzlichen Einreisezettel muss man so oder so immer ausfüllen und abstempeln lassen. Auch, wenn man mit elektronischem Visum ankommt. Dieses e-Visum bringt keinen Vorteil; man muss es ausgedruckt mitbringen, und es hält alle anderen Wartenden auf, da der Beamte den Barcode dieses Ausdrucks scannen muss, und um dies machen zu können, muss er seinen Schalter verlassen und an einem separaten Arbeitsplatz diesen Ausdruck scannen und ablegen.
In meiner Warteschlange standen einige Spanier vor mir, für die der recht gemütlich agierende Beamte einige Extraminuten angesammelt hatte, allein durch die Bearbeitung der vielen e-Visa.
Ungeduldig werden hilft an solcher Stelle aber gar nicht, und in der Baracke war es immerhin schattig und dank der vielen Ventilatoren auch erträglich.

In Poipet muss ich mich dann erstmal orientieren, obwohl die Straße nur geradeaus führt. Die Fülle der Eindrücke und die Wärme des frühen Nachmittags wirken ermüdend. Etwa 2,5 Kilometer müssen wir bis zu dem von mir favorisierten Hotel in die Stadt hineinfahren. Vor zwei Jahren habe ich dort schon einmal übernachtet und es hat sich nicht verändert. Einzig das angegliederte kleine Restaurant ist nicht mehr in Betrieb, was schade ist, denn auf der kleinen Veranda konnte man abends einigermaßen ungestört vom Straßenverkehr sitzen. Die Zimmer mit Balkon liegen zur von der Hauptstraße abgewandten Seite und in der Nachmittagshitze trocknet die schnell durchgespülte Wäsche auch noch bis zum Abend.
In der näheren Umgebung des Ly Heng Chhay Hotels gibt es dann genügend Restaurants, wie wir später bei einer kurzen Erkundungstour sehen. Aber erst will ich mich mit Geld versorgen und der Zweitwichtigste Schritt heutzutage ist die Beschaffung einer SIM-Karte mit genügend Datenvolumen für die nächsten Wochen. Banken mit phantasievollen Namen und mit ATM gibt es einige und der Geldautomat, den ich wähle, spuckt leider nur US-$ aus, die ich beim nächstgelegenen Geldwechsler in Kambodschanische Riel umtausche, was natürlich nur ein Verlustgeschäft sein kann.
Eine SIM-Karte mit 30 Tagen Gültigkeit und einem Datenvolumen, das ich auch zuhause niemals in einem Monat verbrauchen würde, bekommen wir dann jeder für 9 Dollar. Die junge Dame in dem Laden von SMART Mobile ist sehr kompetent und hilfsbereit beim Einrichten der Karte.

Später am Abend sitzen wir dann in einem Khmer-Restaurant, das offenbar ausschließlich von Einheimischen besucht wird. Es gibt leckeren gegrillten Squid und eine mit Eiswürfeln gekühlte Rohkostplatte, dazu bestellen wir noch gebratenen Reis mit Gemüse und thailändisches Bier. Die Einheimischen halten es genauso.

Kurzzeitig fällt der Strom aus und draußen ist es längst dunkel. Nach kurzer Zeit leuchten einige ‚Glühwürmchen‘ in dem großen, hohen Restaurant auf, die Leute leuchten sich mit ihren Smartphones auf die Tische. Für solche Situationen habe ich meine Stirnlampe dabei, aber die liegt nun im Hotel, in Thailand gab es bisher keinen Bedarf dafür. Die Unterbrechung dauert aber nur wenige Minuten, während der sich der Straßenverkehr draußen allein mit den Fahrzeugscheinwerfern durch Staub und Dunst arbeitet.

Das letzte Quartier in Thailand, am Rande des Dörfchens Khlong Hat, war dagegen nochmal ein sehr schönes Beispiel für einfache aber gepflegte Bungalows, die dort abseits der Durchgangsstraße in eine Art Gärtnereibetrieb integriert sind. Die Managerin machte nicht viel Federlesen, als wir dort am frühen Nachmittag ankamen, und begrüßte uns gleich mit dem Zimmerpreis – „you get a room for 600 Baht“, ohne dass wir auch nur fertig gefragt hätten. Ein sauberer Raum in ruhiger Umgebung. Praktisch, dass die Dame auch kochen kann und am Abend für uns immerhin noch eine Reispfanne mit Gemüse zaubert.

Auch die letzten beiden Tagesstrecken in Thailand hatten Spaß gemacht. Die bergige Landschaft in der südlichen Hälfte der Provinz Sa Kaeo bietet schon eine andere Abwechslung fürs Auge, als es die Küstenregionen können. Bewaldete Berghänge, Karstlandschaften und landwirtschaftliche Flächen, hauptsächlich Zuckerrohr und gelegentlich kleinere Kautschuk-Plantagen.

Etwa 20 km nördlich von Ban Nam Ron waren bunte Zelte und so etwas wie ein Volksfest auf einem Klostergelände abseits der Straße 317 zu sehen und zu hören. Als würde ein Stadionsprecher Ansagen machen, dröhnte eine laute Stimme aus einem Lautsprecher auf dem Gelände. Vielleicht eine Sportveranstaltung? Als wir neugierig die Räder unterhalb der Zelte abstellen, werden wir sofort freundlich angesprochen und zum Essen und Probieren eingeladen. An einigen Tischen werden Obst und Getränke gereicht, frische Ananas und gefärbtes Wassereis an dünnen Holzstielen; irgendwo wird gegrillt. Ein freundlicher Herr versucht mit uns ins Gespräch zu kommen.


Der Grund der sonntäglichen Party ist offenbar der gemeinschaftliche Bau des Klostergebäudes. Das Dach wird gerade gedeckt und mehrere Stapel von Dachsteinen in zwei verschiedenen Farben liegen unter einem der bunten Zelte direkt vor dem Gebäude, das sich selbst noch im Rohbau befindet. Jeder kann sich mit Spenden beteiligen und einzelne Dachsteine mit Widmungen versehen, oder einfach nur signieren. Nach der freundlichen Einladung und der leckeren Ananas spenden wir auch und so kommt es, dass einer der orange gefärbten Steine jetzt meinen Namen trägt.
Wir bleiben nicht lange, denn was wir am Tag zuvor an Strecke gespart haben, müssen wir heute nachholen, bis nach Khlong Hat werden es etwa 75 Kilometer. Uns kommt dabei das wellige Straßenprofil etwas entgegen, denn es führt uns hauptsächlich abwärts und oft läuft das Rad wie von selbst.
In Soi Dao ziehen wir die Mittagspause nach etwa 35 km vor, da das Frühstück in Ban Nam Ron so spartanisch ausgefallen war. Ich habe längst Hunger und weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, auf solch einer Reise zu wenig zu essen. Maik kann ich aber auch schnell überzeugen, außerdem wollen wir hier nochmal nach einem Fahrradwerkstatt Ausschau halten, der die Unwucht in seiner vorderen Felge bearbeiten kann. Das scheitert jedoch daran, dass an einem Sonntag zumindest in der Provinz viele Läden geschlossen bleiben. Auch später kommen wir noch in wunderschöner Landschaft an einer Fahrradwerkstatt vorbei, die der Eigentümer verschlossen und verlassen hat und wo uns auch die Nachbarin nicht helfen kann, ihn zu finden (obwohl er dort zu wohnen scheint).

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Also blieb nichts übrig, als bis heute und bis kurz vor die Grenze zu warten, denn die Stadt Aranya Prathet ist groß genug für mehrere Fahrradhändler, und wir haben dort letztlich auch Glück und finden einen gut ausgebildeten und ausgestatteten Zweiradmechaniker, der sich sofort die Zeit nimmt, Maik zu helfen. Anschließend ist die Vorderfelge beinahe wieder wie neu und wir müssen uns keine weiteren Gedanken deswegen machen.

Auf der Strecke von Khlong Hat bis Aranya Prathet, die immer wieder mal recht nah an der Grenze zu Kambodscha verläuft, gibt es dann an beinahe jeder größeren Kreuzung Check-Points von der Polizei, die auch alle besetzt waren, ohne dass wir aber angehalten wurden.

Hier in Kambodscha fallen uns sofort das etwas reserviertere Verhalten der Leute gegenüber uns Fremden und die viel geringere Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf. Die Grundsituation ist offenbar auch eine andere, denn schon in den Seitenstraßen ist die Armut offensichtlich, sind Häuser verwahrlost und liegt überall Müll herum, wird direkt an der Straße auf offenem Feuer gekocht und ist die Qualität dieser Nebenstraßen teilweise katastrophal.

Wie sich die Nationalstraße 5 in Richtung Osten entwickelt, werden wir dann morgen sehen, diese Straße führt eigentlich fast schnurgerade bis hinunter nach Phnom Phen. Wegen des Felgenproblems hatte ich beschlossen, keine weiteren Umwege bis Siem Reap zu fahren, wo die Reise für Maik dann geplant endet.

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Veröffentlicht in Thailand

Von der Provinz Rayong nach Sa Kaeo

English version of this blog

Inzwischen ist die Küste des Golfs von Thailand weit weg, das Landschaftsbild hat sich stark gewandelt, nur das heiße Klima ist geblieben. Allerdings war die erste Nacht am Rande eines mittelgebirgsähnlichen Höhenzugs gestern schon etwas kühler als die Nächte am Meer, auch wenn wir nur etwa 240 Meter hoch lagen, rund 50 km nördlich von Chantaburi. Der Aufstieg zum Ende der heutigen Tagesetappe am heißen Nachmittag war ganz schön hart, denn auch wenn die Temperatur nachts jetzt auf 25°C zurückgeht, so sind es nachmittags weiterhin 33°C – 35°C im Schatten – bei fast dauerhaftem Sonnenschein. Die eher sehr lockere Bewölkung ändert daran nicht viel. Kurze Pausen streue ich deshalb immer wieder mal ein, um das Wassertrinken nicht zu vernachlässigen, und an dieser Rampe von 6 – 9 % Steigung konnten wir dies sogar im Schatten eines wandernden Buddha tun.

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Die Streckenlängen liegen jetzt zwischen 60 und 100 km und wegen eines Reifenschadens an Maiks Fahrrad hatte ich etwas umgeplant, damit wir in Chantaburi genügend Zeit hatten, um uns von einem Fahrradhändler dort helfen zu lassen. Ein netter junger Mann, der allerdings mehr seine gerade ankommende Lieferung von Neuware im Kopf hatte, als einige Dinge von Maiks Rad, die wir nach der Reparatur erstmal in seinem Laden suchen mussten. Nördlich dieser Provinzstadt erstrecken sich entlang der kleineren Landstraßen viele kleine Siedlungen, die mehr oder weniger ineinander übergehen, gelegentlich sind Kautschuk-Plantagen und auch kleinere Pflanzungen von Ölpalmen zu sehen. Entlang der Küste fiel mir das dortige Bisschen Landwirtschaft kaum in die Augen; Maniok wird dort angebaut, manchmal Ananas. Vielmehr mussten wir westlich von Rayong eine große Chemie- und Öl verarbeitende Anlage durchqueren, die offenbar die Ölversorgung für einen Teil des Landes bewerkstelligt.

Von Phala Beach aus führte die Straße beinahe geradlinig in geringem Abstand parallel zur Küste und auf die Chemie- bzw. Raffinerie-Anlagen zu, die vom dortigen Strand in der Ferne schon zu sehen waren. Der kürzeste Weg, daran vorbei zu kommen, ist derjenige hindurch, und auch wenn es ein Anlagenkomplex auf der Fläche einer Kleinstadt ist, nach nicht mal einer halben Stunde lag dieses Areal wieder hinter uns. In den anschließenden Vororten von Rayong war dieses Bild aber schnell wieder vergessen. Stattdessen dörfliches Flair mit den üblichen Geschäften, Straßenhändlern – einem offenen Friseurgeschäft. Die junge Dame gibt sich geduldig mit dem Schnitt des Jungen auf ihrem Stuhl. Eher zufällig halte ich zum Trinken im Schatten genau gegenüber von ihrem Laden.

Nach Rayong hinein fährt man dann, ähnlich wie schon zwischen Chonburi und Pattaya, durch langsam dichter werdende Gewerbe- und Wohnbebauung. Touristen verirren sich in diese Region kaum, höchstens außerhalb von Rayong, weiter ostwärts dieser etwas größeren Provinzstadt, und natürlich eher in Küstennähe. Rayong selbst liegt einige Kilometer nördlich des Meeres. Es gibt dort einen großen Markt mit teils chaotischem Lieferverkehr, wie in anderen Städten auch. Und das dortige Postamt war einigermaßen schnell zu finden.


Die Strände weiter östlich sind dann schon deutlich einsamer, als sie es in der Gegend von Pattaya und selbst noch in Phala gewesen sind. Trotz des natürlich immer vorhandenen Verkehrs fährt es sich mit dem Rad dort prima, lange nicht mehr so stressend wie an den großen Touristenorten. Entlang des Lan Hin Khao Strandes liegen an einigen Stellen bunte, kleine Fischerboote am Strand und viele kleine improvisierte Restaurants unter Palmen bieten Krabben, Krebse, Meeresschnecken und andere Mollusken. Vorher kann man sie sich in großen Aquarien anschauen. Nichts für mich, aber die Nachfrage scheint groß zu sein.
Von Ban Phe aus, in dessen Nähe wir einen Tag pausiert haben, gehen zudem regelmäßige Fährschiffe zur Insel Ko Samet ab. Dort trifft man u.a. auf Überwinterer aus Europa, oder Rentner, die gleich ihren ganzen Lebensabend in Thailand verbringen, so z.B. ein freundlicher Schweizer, beruflich ehemals Koch, der bereits 7 Jahre mit seiner thailändischen Partnerin im Land lebt, seit 2 Jahren an diesem abgeschiedenen Küstenabschnitt.

In der Bucht von Klaeng, bei Ban Pak Nam Prasae mündet nicht nur ein breiter Fluss ins Meer, an dessen Ufer ein malerisches Fischerdörfchen mit mindestens so vielen Kuttern wie Einwohner liegt, die Gegend ist auch ein weitläufiges Feuchtgebiet, in dem Mangroven wachsen und offenbar über eine große Fläche auch neu angepflanzt werden. In einem Restaurant am Flussufer, wo es leckere Fischsuppe gibt, werden die Geister der Seefahrer mit Lebensmittelspenden wohlgesonnen gestimmt, so wie sonst auch die Geister, die sich ja hierzulande überall aufhalten – eine interessante Facette
Auf einem dem Restaurant nahe gelegenen Klostergelände brennt dann jemand unvermittelt ein Feuerwerk ab, denn das Chinesische Neujahrsfest steht ja kurz bevor. Was für ein Höllenlärm – ab und an hatten wir heute schon derartiges gehört, jedoch immer nur schwer zuordenbar und irgendwo weit weg.

Doch den Küstenbereich verlassen wir dann bald, Chantaburi liegt etwa 10 km landeinwärts in hügeligem Gelände und von dort aus ging es heute nun vorübergehend in die Berge. In Ban Nam Ron setzen wir uns nach der Anstrengung nun kurz in ein Café, das der großen Tankstelle an der dortigen Straßenkreuzung angegliedert ist und trinken Eiskaffee. Der Ort ist nicht groß, aber es gibt immerhin ein ordentliches Motel und dort treffen wir überraschender Weise auf einen weiteren Berliner – mit Fahrrad – nennen wir ihn Günter. Sein früheres Leben als BVG-Busfahrer hat er lange hinter sich gelassen und verbringt nun den Winter in Thailand. Er ist allerdings in umgekehrter Richtung unterwegs und will über Bangkok weiter in Richtung Süden fahren.

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